Bottenstüblein am Aeschenvorstadteck

Das Bottenstüblein lag an verkehrstechnisch hervorragender Lage an der Kreuzung Aeschenvorstadt, Elisabethenstrasse, Steinenberg, Freie Strasse sowie St. Alban-Graben.

Trotz Post und Eisenbahn war das Bottenwesen bis ins 20. Jahrhundert hinein sowohl für die Basler Seidenbandfabrikation als auch für die Hausindustrie im Kanton Baselland geradezu eine Lebensfrage. Mit ihren starken, von einem Blechdach überwölbten Fuhrwerken besorgten die Boten den Waren-, Geld- und Briefverkehr zwischen den Bändelherren in der Stadt und den Posamentern auf der Landschaft. Neben Rohmaterial und Fertigprodukten führten die "Botten" auf ihren Nachtfahrten (die sie meist in leichtem Dusel und schnarchend auf dem Bock sitzend hinter sich brachten) auch Kleinvieh, Obst, Spezereien, Wein und Bier. Der Standplatz der Bottenwagen, die 16 Dörfer bedienten, war bis 1893 auf dem Barfüsserplatz und am St. Albangraben, dann auf dem Aeschenplatz und ab 1908 an der Wallstrasse. Den Stadttransport erledigten 11 der 15 hiesigen Bandfabriken selbst, die anderen vier übertrugen diesen Dienst den so genannten Spediteuren (Spettern). Ehe die Boten wieder ihren Dörfern zufuhren, kehrten sie im "Botten- und Milchmännerkasino" am Aeschenvorstadteck ein, wo in rauem Ton das Tagesgeschehen breitgeschlagen wurde.

Das ehemalige Bottenstüblein an der Ecke Aeschenvorstadt/St. Albangraben um 1900.
Bild: © Staatsarchiv Basel-Stadt, AL 45, 5-81-1
Quelle: Staatsarchiv Basel-Stadt

Als einer der ersten Besitzer des Hauses an der Ecke St. Albangraben/Aeschenvorstadt, als es noch Kantzlers Hus genannt wurde, erscheint 1557 ein gewisser Fridli Werdenberg. Sein Name erscheint in den Akten des Fünfergerichts aufgrund eines Disputes mit seinem Nachbarn Caspar Hügli, dem das Haus Am St. Albangraben 2 gehörte. Es drehte sich dabei um eine Mauer zwischen ihren beiden Liegenschaften, worum genau, wird nicht ersichtlich. Auch im Jahre 1671 klagt wieder ein Besitzer des nun Truchsesserhof genannten Hauses gegen einen Nachbarn. Der Handelsmann Caspar Mangoldt beschwerte sich über seinen Nachbarn, den Weissbäcker Hieronymus Schenk, dessen Fenster in den Mangoldtschen Hof ragten. Offensichtlich fühlte sich Mangoldt beobachtet. Er forderte seinen Nachbarn dazu auf, die Fenster zuzumauern. Erneut um Fenster ging es im März 1731, als der Besitzer Johann Friedrich Nübling wider den Handelsmann Achilles Leissler klagte, weil dieser in seinem neu erworbenen Haus gegen Nüblings Mauer ein Waschhaus erbaute und jenem so zwei Fenster verstellt hatte. Die selbe Klage ging einige Jahre später, im März 1759, vom neuen Besitzer der Liegenschaft ein, dem Weissbäcker Johannes Ernst. Leissler scheint die Erlaubnis erhalten zu haben, sein Waschhaus stehen zu lassen.

Durch Handänderungsurkunden wird deutlich, dass die Liegenschaft aus "einer Eck- und Wohnbehausung, Hofstatt, Stallung sambt dem darin sich befindenden laufenden Brunnen von gutem Wasser" bestand. 1842 - neue Zimmer

 

(1419 Kantzlers Huse, 1622 zum Adler, 1671 Truchsesserhof) beherbergte erst seit 1818 eine Weinschenke, nachdem Johann Heinrich Ernst, seines Zeichens Weissbäcker, die "Wohnbehausung samt Hofstatt und übriger Zugehörde und Gerechtigkeit" an Johann Georg Kirchberger verkaufte. Die Liegenschaft scheint im selben Jahr abgebrannt zu sein.

Um Platz für ein neues Domizil des Schweizerischen Bankvereins (1872 als Basler Bank-Verein gegründet) zu schaffen, wurde das Bottenstüblein 1906 samt den angrenzenden Liegenschaften abgerissen. Die Schalter des nach den Plänen der Architekten Suter & Burckhardt gebauten Bankgebäudes, eines "gewichtigen neuen Zeugen von der Bedeutung des geschäftlichen Lebens unserer Stadt", wurden im Jahr 1909 geöffnet.