Wer sich heute an tropischen Sommertagen ins kühlende Nass des Rheins oder eines der gut besuchten Gartenbäder flüchtet, hat kaum eine Ahnung davon, dass das Freiluftbaden einst gänzlich verboten war. Der Berner Humanist Nikolaus Wynmann konnte im 16. Jahrhundert allerdings berichten, dass in der Schweiz ein ganz respektabler Schwimmbetrieb geherrscht habe.

Vom C. Spalinger (1949)

's wär villicht gar nit ibel sich d'Aeschevorstadt, wie sie vor ebbe siebzig Johr gsi isch, vorz'stelle. Also fange mer grad emol uff em Aescheplatz a. Dass dert emol statt eme Rangierbahnhof e Springbrunne gstande isch, wisse jo no viel, und dä het me syner Zyt gmacht us Fraid driber, wo 's Grälligerwasser vom Bruederholz abe in d'Stadt glaitet worde isch. Die ganzi Stadt isch gligglig gsi und me het e kai Uffhebes dervor gmacht, wenn s' Wasser no eme lange Räge ziemlig drieb gloffe isch. 's het mäng Johr fir die ganzi Stadt glängt, allerdings hän so z'sage alli Gschäftler und au viel Privatlyt ihri aigene Brinne gha. Das gheerti zwor nit zer Sach, aber in däm graublaue Egghuus mit der Uhr am Balkon isch als d'Wasserversorgig - Wasserwärgg het me nonig gsait - gsi und drum het me das Huus mit Respäggt agluegt.

Vis-à-vis, uff eme Hibeli, isch e lang aisteggig Huus mit eme Bänggli dervor gstande, das het em alte Heer Mähly gheert und vo dert stamme myni friehschte Erinnerige. An Heer Mähly sälig kani mi nimme so guet erinnere, wie an alte Heer Doggter Brenner, mit sym lange wysse Bart, wo grad ussedra am Aeschegrabe gwohnt het. Am Platz vo unserem Hibeli het der Basler Bankverain speeter das Huus, wo jetzt d'Lonza drin isch, anegestellt. Also gsehn mer grad emol uffem lingge Trottoir dury und do gsehmer, as das Huus mit der Apithek scho zue de neyere gheert, elter isch d'Wirtschaft zum Aeschedor; dä Namme het si aber nonig lang, und si isch vor ebbe vierzig Johr e richtigi Wystube gsi. Hindenuse het's sogar e Kaigelbahn gha und der Heer Stübi, der Wirt, isch, wie me eso sait, e Original gsi. Zem Bispiel het er syne Gescht unbedingt am zähni Fyrobe botte, het d'Stiehl uffe Disch gstellt und zue de Gescht, wo so ebbis nit gwohnt gsi sin, gsait: "'s isch guet fir hitte, kemmet morn wieder!" Si sin au wieder ko, d'Bidienig isch halt guet gsi!

Die obere Aeschenvorstadt um ca. 1900, deren linke Partie im Fokus dieses Artikels steht. Blick Richtung Freie Strasse.
Bild: © Staatsarchiv Basel-Stadt, AL 45, 2-40-3
Quelle: Staatsarchiv Basel-Stadt

Die alti Zuggerbeggerei Eckert isch in der Beggerei vom Heer Riedtma sälig uffgange. Das isch, wie alli alte Aeschlemer, e sänggrichte Birger und e yfrige Fasnächtler gsi. Sy Gschäft exischtiert under eme andere Namme immer no. I sott do grad sage, dass die alte Aeschlemer nit numme flotti Fasnachtszig, dass si sich au an Feschter e Ehr drus gmacht händ, scheen z'dekoriere.

Grad näbedra isch vor wenig Johr no 's bikannti Coiffeurgschäft vom Heer Selinger gsi; er het näbeby gsait, au haillos guet kenne Zehn usrisse, aber ygsetzt het er kaini, so wyt isch me dert nonig gsi. Ziemlig vor däm Huus isch als fascht z'mitts uff em Trottoir e ysige Bumpbrunne gstande. Derno isch d'Apithek vom Heer Dürselen ko. Dä het aber nit zue de alte Eschlemer gheert, scho wil er, wie sällmol fascht alli Apitheker, "deutsch gesprochn hat".

In dä glainere Huus här, het der Konsum aine vo syne erschte Läde gha, grad näbe der Huefschmitti am Egge vom Hirschgässli. Vo frieh bis spoot sin dert als Resser bschlage worde, und wemme ebbe, wie's ze sälber Zyt no meeglig gsi isch, uff der Strooss e Huefyse gfunde het, so isch der Meischter dert fir zwanzig Santym Abnähmer gsi.

Mache mer grad no e glaine Abstächer in 's Hirschgässli hindere, so maint me hitte no, me käm in e ganz anderi Wält. Aber au die dert hinde hän sich zue de Aeschlemer grächnet und nie verfählt, by Feschter e Girlande mit eme Värs an 's Gässli z'hängge. Emol het me dert läse kenne: "'s isch kummlig ime glaine Gässli z'wohne, Me ka mit wenig Gäld im Patriotismus frohne!"

Das Haus zum Hirzen an der Aeschenvorstadt 50.
Bild: © Staatsarchiv Basel-Stadt, AL 45, 6-34-5
Quelle: Staatsarchiv Basel-Stadt

Der "Hirze", wenigschtens vo usse ziemlig unveränderet, isch zue sälber Zyt no e Privathuus und derno e Mäng Johr Diakonehuus und Privatspital gsi, und wemme het miesse e Biechli ybinde losse oder sunscht ebbis eso bruucht het, so isch me persé näbedra zuem Heer Bitz. Im Huus vo däm Elektrizitätsgschäft isch, so lang i mer dängge ka, e flotti Metzg gsi, wo johrzähntilang im Heer Kehlstadt gheert het. Der "Goldig Stärne" het wie der "Hirze" sy Gsicht bhalte; dass es e ganz grosse Gaschthof gsi isch, ka me immer no gseh, die Liegeschaft längt jo wyt in 's Stärnegässli hindere, und 's Huus näbedra, zum "Alte Pfirt", het sy grossi Zyt gha, wo Heer und Frau Frankebach sälig dert ihri renemierti Chemiserie gha hän. 's Stärnegässli isch also viel schmeeler gsi, bis der Heer Husammann sy neyi Drogerie baue het. Derno sin die baide Aeschlemer Spängler, Herter und Eisinger, ko. Im Herterische Gschäft het's kai Nofolger gä, während 's Eisingerisch scho in der dritte Generation und immer greesser worde isch. Jetz wäre mer also bim "Drache", und in däm gschitzte Egge vornedra stoht immer no der haimelig Tällsbrunne. In däre grosse Dracheliegeschaft het's immer verschiedeni Gschäfter gha, zum Bispiel ganz hinde im Hof e renemierti Kaffihandlig und in däre Montere, wo jetz Hiet sin, do het emol der Heer Alioth e Gasmotor mit eme Dynamo laufe gha.

Das Haus zum Drachen an der Aeschenvorstadt 22, das dem späteren Geschäftshaus den Namen verlieh.
Bild: © Staatsarchiv Basel-Stadt, AL 45, 6-34-6
Quelle: Staatsarchiv Basel-Stadt

Nonig lang isch die Dolderischi Sattlerei ygange; vor Johrzähnte het me als im alte Heer Dolder sälber no kenne zueluege, wenn er am Fänschter syni scheene Sättel und Kummet gmacht het. Was innedra kunnt, isch nit viel veränderet, heegschtens as usem e Spezereilade e Beggerei, oder umgekehrt, worde isch und dass me im Heer Munding sy Schlosserei, mit däm greftige Arm mit em Schlissel iber der Dire, au nimme findet. Aber der "Laie" isch no in syner alte Scheenhait, wenn au laider lätz agmoolt, z'gseh, numme het me im Parterre halt au Läde ybaue, derfir isch der Ostertagisch Sigarelade und die alti Handwärggerbangg mit em Brunne am Egge verschwunde. Nit anderscht isch's äne an der Strooss, wo dä grooss Banggpalascht alli alte Hyser bis zue däne scheene Ehingerische verschluggt het.

Aber 's isch mer, mer sotte das was uff däre Sytte no z'gseh isch, fir e andermol uffspare und is bald an däm Egge wieder dräffe. Vo wäge em Warte, dass kaine z'lang an däm zigige Egge stoh muess, wämmer dängge, die Buserischi Wywirtschaft exischtier no. Dert ka aim nyt bassiere! Also uff Wiederluege!

Kaum war die Fasnacht vorüber, ging es im alten Basel schon stark Ostern entgegen, und damit auch zwei ganz eigenen Bräuchen: Dem Eierfärben und der Inspektion der Münstertürme.

In den Schaufenstern der Bäckereien und Konditoreien tauchten zuerst die Osterfladen, dann die Osterhasen und Ostereier auf. Schliesslich aber lagen bei den Gemüsefrauen auf dem Markt in grossen Weidekörben rote, blaue, grüne, gelbe und braune speckglänzende Eier und lockten die Käufer an. Hatte man um die Osterzeit eine Kindervisite, so gab es Reisbrote, wie man die Osterfladen auch nannte, und es wurden gemeinsam Eier gesucht. Aber eigentlich gehörte es sich, dass man die Eier zu Hause färbte. Hierzu gab es verschiedene Arten. Bevor es Anilinfarben gab, also vor den 1830er Jahren, wurden beispielsweise Seidenabfälle in allen möglichen Farben kunstvoll so um die Eier gewickelt, dass sie hübsche Zeichnungen bildeten. Auch Blätter und Blumen wurden um die Eier gebunden, mit Zwiebelschalen überdeckt, und nachdem alles fest in Tüll eingebunden war, wurden die Eier in Blauholzextrakt gekocht. Die fertigen Eier wurden mit einer Speckschwarte glänzend gerieben. Die Blumen blieben weiss, die Eier selbst waren braun-bunt marmoriert. Am Ostersonntag war nach dem sonntäglichen Mittagessen grosses Eiersuchen im Garten für alle Kinder. Das Wetter musste sehr schlecht sein, bis man sich entschloss, die Eier im Sommerhaus, in den Hausfluren und den Wohnstuben zu verstecken. Wenn man nach sorgfältigem Nachzählen festgestellt hatte, dass wirklich alles gefunden worden war, wurden Eier und Leckereien gerecht unter die Kinder verteilt.

Peter Pee (Kurt Haegler) hisst auf dem Martinsturm des Münsters anlässlich der österlichen Turminspektion das Basler Banner. 1921.

Noch um 1820 und später war der Münsterplatz zur Osterzeit bedeckt mit Neuigkeiten jeglichen Standes und Alters. Die Knaben belustigten sich mit Eiertupfen und gewannen oder verloren dabei ihre Ostereier. Um zehn Uhr morgens bestiegen eine Anzahl Maurer die beiden Münstertürme. Von der obersten Galerie klimmten die kecken Burschen an den äusseren Steinvorsprüngen bis zur Spitze hinauf, wo sechs bis acht auf der Rosette aufrecht stehen konnten. Hier tranken sie auf das Wohl der hohen Regierung, und ein Freudengeschrei auf dem Platz antwortete ihnen. Dann flogen Gläser und Flaschen in die Tiefe , und man sah ängstlich, wie die Burschen herunterkletterten. Dieser Brauch, am Ostersonntag die Münstertürme zu besteigen, stammte aus dem Mittelalter. Die Besteigung ging unter Böllerschüssen vor sich; die Münstertürme sollten dabei auf ihre Wetterfestigkeit hin geprüft werden. Um 1900 war die Stadt zu gross, als dass sich dieses althergebrachte Treffen auf dem Münsterplatz hätte erhalten können.

 

Quelle:

  • Von der Mühll, Johanna: "Basler Sitten", Verlag G. Krebs AG, Basel, S. 115ff.
Aus dem Basler Alltag

Die Bürgerschaft unterschied sich ziemlich scharf durch Reiche, Mittelständische (Kleinhändler, Handwerker, Beamte) und Arme. Fast jeder Bürger von auch nur bescheidenem Wohlstand besass ein eigenes Haus und meistens noch ein Landgut oder ein Rebgütlein vor den Stadttoren dazu. Das Land vor den Toren war grösstenteils mit Reben bepflanzt, die vornehmlich dem Spital oder dem Waisenhaus gehörten. Die Hauseigentümer hatten auf ihrer Liegenschaft in der Regel eine Hypothek stehen; Darlehen zu einem Zinsfuss von 3,25 bis 4% gewährten die Armenanstalten, die öffentliche Verwaltung, die GGG oder andere Vereine und Gesellschaften. Händler und Handwerker investierten ihr Kapital lieber in ihren Betrieben, als es in einen Steinhaufen zu stecken.

Im Handwerkerstande gab es noch verschiedene Berufe, die wenig später verschwanden. Etwa die Schwarz- und Schönfärber, die Tuchschärer, die Schwertfeger und die Weissgerber. Die Indiennedruckereien, die wegen ungünstiger Zollverhältnisse mit den grossartigen Fabriken in Mülhausen nicht mehr konkurrenzfähig waren, konnten nicht mehr bestehen; ebenso die Fabrikation wollener Strümpfe und Kappen.

Unter der Bürgerschaft herrschte noch ein ausgeprägter Zusammenhalt; man kannte sich gegenseitig und nahm innigen Anteil an Freud und Leid. An schönen Sommerabenden sassen die Leute auf der Hausbank an der Strasse, schauten dem Spiel der Jugend zu und plauderten miteinander. Im Winter veranstalteten die Reichen Hausbälle und die Mittelständischen Liechteten. Allgemeine Feste waren Hochzeiten, Taufen, Namenstag und Familientage. Am schulfreien Donnerstag oder am Sonntag wurden die Grosskinder oder Patenkinder von den Grosseltern oder von Gotte und Götti zum obligaten Pastetli-Essen eingeladen.

Auch bei einem Todesfall zeigte sich die Bevölkerung eng miteinander verbunden. Durch einen Kondolenzbesuch im Trauerhaus wurde die Anteilnahme persönlich zum Ausdruck gebracht. Für die Begräbnisfeierlichkeiten war ein so genannter Kondolierer verantwortlich, der für sein Amt anständig entschädigt wurde. Er hatte den Leichenzug, nach Rang und Würde geordnet, zu formieren. Bis zum Aufkommen der Leichenwagen in den 1830er Jahren wurde der Sarg von Sargträgern auf den Friedhof getragen. Beim Ausschreiben eines Begräbnisses meldeten sich oft bis zu 30 Träger, von denen aber höchstens 12 angestellt werden konnten. Wer berücksichtigt wurde, durfte mit einem Trägerlohn bis zu Fr. 4,- beim Mittelstand und bis zu Fr. 16,- bei der Oberschicht rechnen, die anderen hatten sich mit einigen Batzen Abstandsgeld zu begnügen. Es war Brauch, dass für das Tragen eines reichen Angesehenen oder eines Ratsherrn die anständigen Handwerker, die ihm ins Haus arbeiteten, wie Schneider, Schreiner, Schuhmacher, Küfer, vorgezogen worden. Die Bewohner zwischen Rindermarkt und Steinentor verfügten über eine eigene Traggesellschaft. Die Mitglieder trugen der Kehr nach, je 8 oder 10 Mann, die Verstorbenen selbst, deren Särge mit eienm vereinseigenen Bahrtuch bedeckt wurden. Neben den Beiträgen der Traggenossen floss dann und wann auch eine Gabe aus einem Trauerhaus in die Kasse, so fass sich die Gesellschaft während der Messzeit ein bescheidenes Abendessen leisten konnte, bei dem freilich der beliebte Lachs nicht fehlen durfte.

Zu den festverwurzelten Institutionen des gesellschaftlichen Lebens gehörten die sogenannten Kämmerli. Ältere Herren von reichem oder mittlerem Stand trafen sich hauptsächlich zur Winterszeit entweder jeden Abend oder nur an gewissen Wochentagen auf den Stuben der Zünfte und Gesellschaften zu einem gemütlichen Hock. Bei einem Glas Wein und einer irdenen Pfeife wurden freundschaftlich die Tagesneuigkeiten durchgesprochen, kulturelle Unterhaltung getrieben und mit Karten gespielt. Nach und nach aber kamen die Kämmerlein aus der Mode. Grund dazu mag die stetig zunehmende Bevölkerung und die um sich greifende Verflachung des gesellschaftlichen Lebens gegeben haben. Aber auch die vermehrte Frequenz der Allgemeinen Lesegesellschaft und des Theaters mochten dazu beigetragen haben. Als Letztes ging in den 1830er Jahren das Kämmerli im Schützenhaus ein.

Eines weiterhin ungeteilten Zuspruchs erfreuten sich dagegen die Zunftessen. Die reicheren Zünfte hielten in der Regel wenigstens ein Essen im Jahr. Wenn die Zahl der Zunftbrüder so gross war, dass nicht alle im Saal Platz hatten, dann wurden je nach Erfordernis mehrere Mahlzeiten abgehalten. An den Tafeln ging es mit Speise und Trank grandios zu und her. Fast alle Zünfte hatten ihre eigenen, mit dem Wappen verzierten silbernen Besteck, die gewöhnlich Geschenke eines neu erwählten Meisters oder Vorgesetzten darstellten. Die Zunftessen wurden fast alle auf den Aschermittwoch gelegt, als wäre es eine Art Demonstration der reformierten Vorfahren gegen die Fastenzeit der Katholiken. An Aschwermittwoch herrschte übrigens auch die Unsitte, dass die Schulbuben Kohlen an die Häuser schmierten, um damit den Mädchen das Gesicht zu schwärzen. Es scheint sich auch hier um einen Spott der Protestanten gehandelt zu haben, die mit dieser schnippischen Nachäffung an den Brauch der katholischen Priester erinnern wollten, welche die Häupter ihrer Gläubigen mit Asche bestreuen.

Die Frauen und Jungfrauen (Dienstboten und noch nicht konfirmierte Töchter ausgenommen) trugen beim Besuch des Morgengottesdienstes in den vier Hauptkirchen (Münster, St. Martin, St. Peter, St. Leonhard) nur einfache schwarze Kleider aus Wolle, selten aus Taffet. Hüte waren verpönr, besonders solche mit Flitter und Blumen. Die Herren trugen bis zur 1798er Revolution Lockenperücken oder Haarzöpfe. Bis in die 1850er Jahre stand namentlich bei Staatsmännern, Geistlichen und Gelehrten bei Feierlichkeiten, Kirchgängen, Rathausbesuchen, Begräbnissen usw. der Dreispitz in Mode. Als Antistes Hieronymus Falkeysen zum ersten Mal seine Ausgänge im Zylinder machte, wurde dieses Ereignis zum Stadtgespräch Nummer eins. Lange noch kleideten sich ältere Herren bis zu ihrem Tod mit Kniehosen; um 1870 trugen nur noch Landleute, Schwarzwälder und Schwaben solche Beinkleider.

Der starke Bevölkerungszuwachs von auswärts brachte auch der strengen Heiligung des Tages des Herrn etwelchen Abbruch. Bis in die 1850er Jahre blieben während der beiden Hauptgottesdienste an Sonntagen die Stadttore für Spazierfahrten geschlossen. Allfällige Spaziergänger mussten durchs Törlein schlüpfen. Die Strassen, die in der Nähe der Hauptkirchen lagen, wurden mit Ketten für den Verkehr gesperrt. Und die Wirtshäuser durften erst nach dem Abendgottesdienst geöffnet werden. Bis um die 1830er Jahre durfte man nachts nach 10 Uhr (sommers 11 Uhr) nicht ohne Licht auf die Strasse gehen. Wer nach dem Läuten des Studentenglöckleins ohne brennende Laterne angetroffen wurde, wurde von der Polizeipatrouille auf die Hauptwache genommen, wenn er verdächtig schien, und hatte bis zu 10 alte Batzen zu erlegen.

Das waren doch noch schöne Zeiten, wenn am Sonntagnachmittag die erhabenen Bürger und Einwohner mit ihren Familien zu Fuss einen stundenweiten Spaziergang aufs Land unternahmen und dort einen Schoppen und ein Stück Wurst oder Käse teilten. Später aber ging's dann per Eisenbahn, oft bis nach Olten. Oder noch weiter; bis nach Flüelen oder gar Altdorf. Dort konnte man zu Mittag essen und um 9 Uhr abends in Basel wieder ins Bett schlüpfen. Alles war zwar viel teurer, aber auch viel schneller.

Quellen:

  • Meier 1970: 66ff.

's Johr, 's alt Johr, mues me scho sage, isch bald nimme do, 's foht afoh verschwinde. Und no ebbis mit em - der "goldig Laie"-n-in der Aesche het au uusgläbt. Und was isch das fir e scheen, groosszigig Burgerhuus gsi!

Mer wänn is nit iber die vyle Mentsche verbraite, wo im Lauf vo sym lange "Läbe" drin gwohnt hänn. In de letschte Johr isch jo numme no gschafft worde-n-in däm Huus. Niemerts het meh drin gschloofe…Aber ain, wo scho lang "schlooft", isch der Rychner gsi - Ryhiner schrybt me dä Namme; aber "Rychner" sage d'Basler, wie si jo d'Nämme mängmool gspässig sage, Meriaa, wemme Merian schrybt, Saresi, wemme Sarasin schrybt, Braafezi, wemme Paravicini schrybt, Burget, wemme Burckhardt schrybt (und mängmool scho am Telephon sait!)...

Item - dä Rychner het au emool im "goldige Laie" gwohnt, e ledige Heer. Und emool, wo-n-er spoot haimko isch, isch er gschlipft im undere Huusgang, isch gfalle-n-und het sich e Bai broche. Er het nimme kenne-n-uffstoh und het bis am Morge miese-n-in der scharfe Kelti dert in der Schääse-n-Yfahrt lige. Me het en derno gfunde-n-und het zue-n-em gluegt. Der Doktor het miese ko. Aber die Sach het e bees Änd gnoh fir der Rychner. Me het em miese das Bai abnäh, und in speetere Johr isch er mit eme Holzbai ummenandergstackt, dock, dock, dock…Das Holzbai mues emool gyrt ha, wie-n-e Dire, wo me hätt miese-n-eele: Im Nohloss vom Rychner het sich e Rächnig, e Neetli vom Bandagischt Angscht gfunde, wo's druff ghaisse het: "Einem Ton im Beine nachgeholfen".

Speeteri Mietslyt im "goldige Laie" - sie wohne hitte naime-n-anderscht und hänn ihr jetzig Huus im Kanton vermacht - hänn aber merkwirdigi Erfahrige gmacht mit däm Rychner, wo si im "goldige Laie" gwohnt hänn - vor Johre. Der Rychner isch zwor scho gstorbe gsi. Aber er het sich ainewäg no ebbe dert zaigt und heere loh. Kurzum, er isch umgange. By syne Läbzyte hänn die Mieter der Rychner nit kennt gha. Aber wo-n-er ene-n-erscht emool erschine gsi isch - en Unemietige, verzelle si, in schwarze Glaider, mit eme lange, beese, wysse Gsicht, mit schwarze Schnittlech-Hor und eme Wäägli in der Mitti - do hänn si das ebberem verzellt, wo der Rychner guet kennt gha het, und eso hänn si erfahre, dass si niemerts anderscht z'gseh biko gha hänn as dä merkwirdig friehjer Huusheer im "goldige Laie", wo no kai Rueh gfunde gha het im Jänsyts.

Allewyl wider het er sich gmäldet! Mängmool het me-n-en numme gheert ummenanderlaufe - dock, dock, dock - halbi Nächt lang. Mangmool het er sich in der Schloofstube zaigt bi de Mieter - au wenn d'Frau emool ellai mit eme Buech im Bett uff ihre Ma gwartet het. Oder er het sich eso vylmool in de Schloofstube vo de Dienschte gseh loh, dass die eso verschrogge sinn, dass si allewyl wider kindet hänn und druusgloffe sinn. Weniger gfrait fir d'Huusfrau!

Hinder de Kopfede vo de Better vo däne Mieter het's aber au emoole kesslet und grasslet, as schitt me-n-e Schnappkaare volle Stai uus. Si sinn nit ibel verschrogge, wo si an däm Mordslärme verwache sinn. Erscht vyl speeter, wo me-n-emoole die Muur hinder de Better fir e glaini Erwyterig vo der Stube-n-abbroche het, sinn dert obe-n-im zwaite Stock zwai Skelett in der Wand zem Vorschyn ko! Ermordet worde syge die Zwai, haig me dernoo kenne feschtstelle…Eb das aber mit däm Rychner zämmeghange haig, oder eb die Gnoche vyl, vyl elter gsi sinn - niemerts waiss ebbis do driber.

Und jetz, wo mit em alte Johr au der "goldig Laie" stärbe mues, ha-n-y die Gaischtergschichte-n-emool welle verzelle. Eb en ächtscht d'Baulyt no-n-e letschtmool gsehn? Eb en ächtscht der Dänkmoolpfläger fir sy Museum im Glingedaal verwitsche ka, der Rychner?

Glopfgaischt, Nationalzeitung vom 29.12.1957

Der Stadttambour

Bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts war das Austrommeln von obrigkeitlichen Bekanntmachungen (die durch drei "Dupfe", einzelne Schläge, nach dem Wirbeln verkündet wurden) und Anzeigen von Privaten durch den Stadttambour noch üblich. Die Möglichkeit, wichtige Nachrichten durch die Tagesblätter verbreiten zu lassen, nahm mehr und mehr überhand und liess schliesslich die Institution des Stadttambours allmählich einschlafen. Anfangs des 19. Jahrhunderts versah Meister Bernhard Degelmann dieses geringe obrigkeitliche Amt, das nichts eintrug als eine Trommel, einen Ordonnanzhut und jeweils 10 bis 20 alte Batzen für einen öffentlichen Text und 15 Batzen für eine Privatanzeige. Dieser Degelmann war Schiffmann und hatte als Vorgesetzter seiner Zunft berechtigte Aussichten, dereinst Zunftmeister zu werden, womit er automatisch zu der mit vielen Vorteilen verbundenen Ratsherrenwürde aufgestiegen wäre. Doch die 1798er Revolution setzte der Zunftherrlichkeit vorübergehend ein Ende, und so war Degelmanns Traum ausgeträumt. Stattdessen erfüllte ihn nun ein tiefer Hass gegen die Franzosen und das Bauernregiment, dem er auch beim Austrommeln - als hervorragender Trommler entging er der Amtsentsetzung - freien Lauf liess. Um 1808 musste er eine Versteigerung von beschlagnahmten Kolonialwaren in St-Louis, die aus der von Napoleon verfügten Kolonialsperre stammten, austrommeln und rief dabei unermüdlich, mit grösstem Vergnügen und unter dem Gelächter des Publikums fortwährend aus: "Ein Quantum Kanaillenwaren?", und als er deswegen auf die Staatskanzlei zitiert wurde, wand er sich mit der Entschuldigung heraus, er sei der französischen Sprache nicht mächtig.

Der letzte Basler Stadttambour und Ausrufer war Johann Friedrich Beck, dessen Übername "Schnurebegg" der Ursprung des Cliquennamens "Schnurebegge" ist. Beck hatte Kontakt zu allen Schichten der Bevölkerung und verbrachte viel Zeit in Gaststätten, Schankhäusern und anderen öffentlichen Lokalen. Dort muss er wohl viel geplaudert haben, hat eigene Geschichten erzählt, andere gehört und diese auch weitergegeben. So ist es nicht erstaunlich, dass er viele der damaligen Gepflogenheiten aus den verschiedensten Blickwinkeln mitbekam.

vom Elisabeth Wäber (1953)

Wo-n-i in dr Zytig gläse ha, me heb dr Jokebsbrunne-n-in dr Aesche-n-abbroche, do het's mer e Stich gäh ins Härz, und vor mir isch die ganzi scheeni, heimeligi Aeschevorstadt uffgstiege, wie si in den Nynzgerjohre gsi isch, und drmit alli die Gstalte, jungi und alti, wo sälbetsmool drzue gheert hän.

Am Egge Dalbegrabe-Aeschevorstadt isch e grau, schief Huus gstande, wo no-n-e baar gotischi Fänschter gha het. Im erschte Stogg sinn em Doggter Vogelbach syni erschte Praxisrym gsi. Näbedra isch dr Metzgerlade vom Wytnauer gsu, und e Huus wyter die ehemaligi Depositebangg, wo speeter mit em Banggverain fusioniert het. Drno isch d'"Taverne Alsacienne" ko, e guet Wy-Wirtschäftli, wo dur syni "Byffdegg Aerbsland" speeter biriehmt worde-n-isch. Dr Bahnhof-Miller isch emool äxtra in die Teverne ko, fir em Aerbsland - eso het nämlig dr Wirt ghaisse - syni Byffdegg z'probiere. Sie hänn en schynts nit schlächt dunggt, sunscht hätt me drno, wo das Baizli het miese-n-im Banggverain-Aabau Platz mache, nit uff aimol die "Beefsteaks Erbsland" uff em Menu Bahnhofbuffet gfunde.

Haus zum Paradies, Haus zum Raben oder Rappen, Aeschenvorstadt 13-17.
Bild: © Staatsarchiv Basel-Stadt, AL 45, 6-37-1
Quelle: Staatsarchiv Basel-Stadt

Ebbis vom Scheenschte-n-in dr Aesche und vo Basel iberhaupt sinn die baide grosse Herrschaftshyser Nummere 13 und 15, bsunders dr "Rabe", wo im Parterre d'Bangg Ehinger jetze no ihri Byro het. 's sinn Baute-n-uus em 18. Johrhundert mit wunderbare schmidysige Stägegländer und Hofgattertor. Drzue het e schmal Hus gheert mit numme-n-aim Gryzstogg in dr Braiti. Dert het dr Abwart und Bangguuslaifer vo ' Ehingers gwohnt, und unde-n-inne het e Schuehmacher sy Boutique gha. Im näggschte Huus het d'Witwe Oschterma Spitze-n-und fyni Umhäng fail gha, drnäbe-n-isch e Filiale gsi vom Fischer zum Wolf sym Spezereylade, und drno isch e Wirtschaft ko, die het vo däm Brinneli vis-à-vis dr Namme "zum Tellsbrunnen" gfiehrt. Sälbetsmool het e Wirt mit Namme Greefli druff gwirtet, und an haisse Summerdäg ha-n-i als miesse go Bier hole dert fir dr Vatter.

Drno isch me dur e Durchgang in's Rappegässli ko, e glaini Saggass zwische dr Wirtschaft und em Huus vom Metzger Häring. Dä het e Hund gha, e Mops, und dä isch als vor dr Ladedire gsässe mit ere Myne, wie wenn die ganzi Aeschevorstadt sy gheerti. D'Frau Häring het e bitzeli e digge Hals gha, und me het allewyl gsait, d'Frau Häring und dr Mops däte-n-enander glyche. Däm Mops hänn mir Aeschlemer Kinder emoole welle-n-e Straich spile. Mer hänn am Jokebsbrunne-n-e lääri Wurschthuut mit Wasser gfillt und si obe wider zuebunde. Drno hämmer si däm Hund gspienzlet und hänn ys scho gfrait druff, wie-n-är in die Wurscht bysse und sich verschlugge dät. Aber e rächte Metzgerhund waiss halt, was e Wurscht isch. Er het numme dra gschnubberet, het ys e verächtlige Bligg gäh und isch drvo zottlet.

Aeschenvorstadt und Brunngässlein mit der Brauerei zum Glock und dem Jakobusbrunnen, ca. 1890.
Bild: © Staatsarchiv Basel-Stadt, AL 45, 4-72-1
Quelle: Staatsarchiv Basel-Stadt

Näbe däre Metzg isch e schmal Hysli ko, wo-n-e Holzhändler dinne gwohnt het - y waiss dr Namme nimme - und drnäbe d'Beggerey vom Läderer. Dert isch's zwi Tritt abegange, wemme-n-in Lade het welle. 'Nummere 41 isch drno eebe-n-ais vo däne, wo jetz drno abbroche wärde. Dert het dr Henri Rieber e Lampelade gha, und hinde-n-im Hof isch d'Wärgstatt gsi vo dr Spänglerey und em Installationsgschäft. Wemme-n-ebbe het miesse go-n-e Lampeglas hole, so isch's allewyl e-n-Ewigkait gange, bis ebber hinde fire ko isch uus em Kontor ko froge, was me well. Im Nummere 43 han-n-y gwohnt. Afangs de Nynzigerjohr isch vorne dr Konsumlade dinne gsi, und hinde-n-im Tapezierer Schulze sy Gschäft. Drno het dr Birschtefabrikant Steib das Huus kauft, het dr Hof zwische-n-em Vorder- und em Hinterhuus lo iberdache fir sy Lager, und vorne het er syni Birschte-n-und Korbwägeli verkauft. Die hittigi Generation waiss scho gar nimme, wie so-n-e Baslerwage uusgseh het, jetz kennt me jo numme no Stromliniewäge. 's Hinderhuus isch gege-n-obe schmeeler worde und z'oberscht het's numme no ai Ruum gha mit ringsumme luuter Fänschter. Mer hänn em dr Glaspalascht gsait, aber numme wägem Glas, e Palascht isch's nit gsi. Aber staubig und je noh Johreszyt yskalt oder gliejig haiss isch's gsi, mit ere Weschhänggi und obe druff e-n-Altane oder Terrasse, wie me däm hitte sage wurd.

Dr letscht vo däne Doodeskandidate isch d'Bierhalle Glogg, wie me friejer gsait het, ebe das Huus, wo im Egge zem Brunngässli dr Jokebsbrunne gstande-n-isch. Ze sälber Zyt hänn 's Hässigs druff gwirtet, und d'Mamme Hässig isch e rundligi Frau gsi und het allewyl e grosse Schlisselbund am Schurz hängge gha. Die soginannte Bierhalle isch wyt hindere gange in 's Brunngässli, wo die ganzi Aeschlemer Juged als gspilt het. Der het ys Kai Wage-n-und Kai Velo und Kai Bai gsteert, ass ebbe d'Huushältere vom Glaser Demenga, wo uff dr andere Syte vom Brunngässli gwohnt het. Sie het e Holzbai gha, und wemmer ebbe gar z'wiescht do hänn, so isch si uuse ko z'humple und het ihre Stägge gschwunge.

Das Haus Aeschenvorstadt 55, im Text beschrieben als "langes, blaugrau angemaltes Haus" der Firma Fankhauser & Cie..
Bild: © Staatsarchiv Basel-Stadt, NEG 6218
Quelle: Staatsarchiv Basel-Stadt

Am andere-n-Egge vom Brunngässli isch ' Huus gsi vom Saifisieder Brand-Sandryter, mit em Saifilade-n-unde-inne. Dr Heer Brand isch e stattlige Ma gsi, Presidänt vom Birgerroot, und er het au dämentsprächend Platz bruucht, wenn er under dr Ladedire gstande-n-isch. Sy Frau isch arg kurzsichtig gsi, und uns Kinder het's allewyl glunge dunggt, wenn si's Gäld eso nooch an d'Auge-n-ane het miesse näh. Näbedra isch dr Beggelade vom Rutschma gsi, und e Huus wyter het dr Salz-Schnyder sy Gschäftli gha. Vor em Lade-n-isch e Holzbänggli aabaut gsi, wo als z'obe die ganzi Familie druff gsässe-n-isch und em "Verkehr" zuegluegt het. Drno isch 's Huus vom Konditer Bernet ko. Dä het eso gueti Halbmeend gmacht, e Zämmezug vo Altbachenem mit eme wysse Zuggerguss driber, und jede Samschtig z'obe-n-isch das 's Nachtässe gsi vo uns Kinder: Milch und Halbmeend, und sythär het mi e kai Nachtässe meh eso guet dunggt. 's het aine fimf Santim koschtet und si sinn eso gross gsi, dass zwai glänggt hänn, sogar fir e haisshungrige Kindermage. Näbe-n-em Bernet syner Beggerey isch e lang, blaugrau agmoolt Huus ko: "F. Fankhauser & Cie., Seidenwaren en gros" isch uff eme grosse, glänzige Messingschild gstande. Sy Nochber het Tonhuuser ghaisse, dä het dr Lade-n-unde-n-in sym Huus vermietet gha, aimol an Konsum, drno an e Sigarrehändler.

Im näggschte Huus isch e Gmies- und Obschtlade gsi, und denn sinn d'Schweschtere Linsi ko mit eme guete Mercerie- und Bonneterie-Lädeli. Dennzmool het me halt die Sache nonig im Warehuus kenne kaufe. Wyter usse-n-isch dr "Bäre" gstande, e renommiert Gaschthuus mit grosse Stallige hindedra, und 's isch gwiss Kai Byrli mit Holz oder Härdepfel in d'Stadt yne gfahre, ohni im "Bäre" az'kehre. Drno isch em Laiebärger sy Metzg ko und drno nonemool e glai Wirtschäftli, ganz im Bode-n-inne; me het e baar Tritt abe miesse fir yne z'ko. Denn isch no-n-e Huus gsi mit eme Lade, y glaub e Drogerie, und z'letscht, am Egge vom Aescheplatz, 's gross Gschäftshuus vo dr Banque Foncière du Jura, wo jetz no stoht. Numme d'Bangg äxischtiert nimme. Sie het ihr Gäld glaub meh im Ussland gha als im Jura, denn 's het si ämmel no-n-em erschte Wältgrieg butzt.

Eso het also sälbetsmool die Aeschehelfti usgseh wo jetz fascht ganz verschwunde-n-isch. 's isch aigetlig ebbis Wunderbars mit em mentschlige Hirni. Me zieht e Schublädli uuse und gseht 's ganz Bild vor sich, wie's gsi isch, die ganzi liebi Aesche mit alle Lyt, wo drin gläbt hänn, und me heert sogar ihri Stimme und waiss no alli Anzelhaite-n-uus ihrem Läbe. Und y bigryff die Lyt, wo do letschti demonschtriert hänn und sich wehre, fir dass die anderi Syte nit au no soll abg'risse wärde. Wenn y drvo gwisst hätt, drno wär y au mit gloffe...

Quelle:

  • National-Zeitung vom 17. Mai 1953

 

Das Gütlein auf dem Land

Seit dem 16. Jahrhundert war es üblich geworden, ein Landgut zu besitzen. Die Mode war durch die zahlreichen vornehmen Religionsflüchtlinge eingeführt worden. Der Landbesitz repräsentierte das Ansehen des Geschäftsherren. Als um 1710 eine wirtschaftliche Blütezeit neuen Reichtum in die Stadt brachte, entstanden die vornehmen Landhäuser, die zum Teil noch heute erhalten und bewohnt sind. Manche von ihnen lagen gleich vor den Toren der Stadt; heute hat sie die wachsende Stadt überholt. Die grössten Güte lagen vielfach zerstreut in der näheren und weiteren Umgebung, wie das Schloss Bipp der Stehlin, der Obere Bilstein oder der Wildenstein der Vischer, der Untere Bilstein der Wieland, die Marchmatt und der Rechtenberg der Sarasin oder das Gundeldinger Schlösschen J.J. Bachofens am Fusse des Bruderholzes. Ein noch erhaltenes Kleinod der Basler Landhausarchitektur ist die Sandgrube an der Riehenstrasse, das 1735 erbaut worden ist. Martin Bachofen erbaute 1776 den Ebenrain bei Sissach. Er war der erste Basler, der ausser dem geometrisch angelegten Ziergarten im Goldenen Schnitt einen englischen Park mit prächtigen Bäumen zwischen weiten Wiesenflächen anlegte.

Neben diesem schlossartigen Baustil gab es das Landhaus, das die Herrschaftswohnung mit der des Lehenmanns unter einem Dach vereinigte. Stuben und Küche der Herrschaft waren nicht anderes angelegt als die des Bauern. Meistens aber kam noch ein grosser Saal dazu, in dem man musizieren, arbeiten und Feste feiern konnte. In der Mehrzahl waren die Landhäuser altmodisch eingerichtet. Sie nahmen den alten Hausrat in sich auf, wenn im Stadthaus ein Zimmer oder eine Wohnung neu eingerichtet wurde. Man lebte behaglich, aber bewusst einfach. Elektrisches Licht und Wasserleitung waren bis um 1900 noch lange nicht überall nicht eingerichtet. Das Hauspersonal schleppte täglich in einer hohen Bückte das Trinkwasser vom Brunnen in die Küche und die Schlafzimmer.

Der Verkehr mit dem Landgut riss das ganze Jahr nicht ab; denn die ertragbringende Bewirtschaftung der Güter war eine wichtige Angelegenheit und bildete einen Teil des Einkommens. Der Kutscher spannte des öfteren den Zweispänner an. Der Lehensmann verwaltete die grossen Güter der hablichen Basler, und eine Pächterfamilie schaute zum Rechten. Diese war auch die grösste Anziehung für die Kinder, denn die Pächtersleute waren im Alter der Eltern und ihre Kinder Spielgenossen. Man half Gemüse richten und bei anderen ländlichen Beschäftigungen oder liess sich von der Pächtersfrau Geschichten erzählen. Aber auch die erwachsene Jugend beteiligte sich mit Vorliebe an den mannigfachen Geschäften der Ernte.

Man zog im frühjahr mit Sack und Pack aufs Land und blieb dort bis in den Herbst. Dazu kam ein Wagen vom Lehenmann vor das Stadthaus gefahren (was früher das Posthaus war). es wurden gewisse Möbelstücke, die man zur Behaglichkeit zu brauchen meinte, besonders Küchengerät, Bettzeug und Kisten aufgeladen, obwohl die Häuser vollkommen eingerichtet waren. Im Herbst war der Rückzug noch eindrucksvoller. Dann kamen alle Konfitüren, Marmeladen und Kompotte mit, die man im Laufe des Sommers emsig eingemacht hatte. Dieser zweimalige, wohl vorbereitete und lange voraus bedachte Umzug war für die Basler Hausfrau wiederum ein wichtiges Ereignis. Beide Male galt es, ein monatelang unbewohntes Haus in wochenlanger Putzerei bewohnbar zu machen. Die Putzfrauen wurden aus der Stadt aufs Land gebracht. Über die Sommermonate musste der Betrieb im Stadthaus richtig eingefädelt sein, damit auch in Abwesenheit der Hausfrau alles am Schnürchen lief und für den Gatten und die schulpflichtigen Kinder, die tagsüber zur Stadt fuhren, dort gesorgt war. Daher wurde einer bewährten Magd die Aufsicht über das Stadthaus überlassen.

Wie behaglich und glückselig das Leben auf dem Lande war, wird im Bericht "D'Grossmamme Saresi" schön berichtet: "Unter dem breiten, ausladenden Dach lagen die Bauernstuben und Herrschaftsräume schön nebeneinander und übereinander geschichtet, daneben die Ställe und Scheunen, und alles beschirmt von mächtigen Pappeln, wohl die schönsten und mächtigsten im ganzen Baselbiet. Das Haus stand auf einer sanften Erhöhung, mitten im Grünen, und wo man hin sah, waren saftige Matten, sanft schlängelnde Wege, breite Landstrassen, kleine Buchenwälder, wogende Ährenfelder, grosse und kleine Bauernsitze, alles in allem ein lieblicher Anblick. Die Marchmatt war ein grosses Haus mit viel Luft und viel Licht und sieben geräumigen Schlafzimmern, die ländlich reizvoll eingerichtet waren mit den geblumten Deckbetten und Vorhängen, den breiten Gesimsen und einem dunkelgrünen Kachelofen, den man besteigen konnte. (...) Ja, es war alles ganz anders als im gewöhnlichen städtischen Dasein. Butter und Honig zum Frühstück, das war festlich; aber auch die Andacht war auf diesen Ton gestimmt."

Den ganzen Sommer über hatte man zahlreichen erwarteten und unerwarteten Besuch auf dem Land. Von den umliegenden Gütern kamen die Gäste unvorhergesehen und unangemeldet. Die Gäste wurden auf der grossen Terrasse, im Gartensaal oder Peristyl empfangen, wo es noch in der ärgsten Hitze schön luftig war. Man trank gemeinsam Tee, strickte oder machte eine kunstvolle Handarbeit. Die Kutscher spannten aus; die Pferde bekamen Hafer, und die Kutscher wurden währschaft verpflegt, auch wenn es sich um eine ganz kurze Fahrt vor die Stadt handelte. Die Hausfrau liess sich nicht aus dem Gleichgewicht bringen, wenn viele unerwartete Gäste kamen. Sie liess einfach den Esstisch vergrössern und mehr Gedecke auflegen. Die Verpflegung machte kein Kopfzerbrechen. Alles was man brauchte, hatte man zur Hand: Milch, Rahm, Honig, Butter, Gemüse, Eier, Erdbeeren, Himbeeren, die köstlichen Baselbieter Kirschen und den ganzen Ernteertrag des Herbstes wie Kartoffeln, Äpfel, Birnen, Trauben, Nüsse, Haselnüsse. Dazu kam das duftende Schwarzbrot und der Käse, Albertbiskuits und köstlichen Himbeer- oder Quittensaft.

Nicht nur vermögende Familien besassen Landgüter; auch im mittleren Bürgerstand hatte manche Familie ein kleine Gut vor den Toren der Stadt, und wer kein Gütlein hatte, konnte billig ein Stück Land vom Stadtgraben mieten. Wie es in den 1860er Jahren auf einem solchen Gütlein aussah und zuging, das hat Th. Meyer-Merian geschildert: "Das Gütlein bestand gewöhnlich aus einem einstöckigen Gartenhäuslein (Rebhäuslein), daran die Treppe aussen herauflief nach einem Zimmer oder Nebengemächlein. Unten fand sich neben der kleinen Küche ein Raum zum Aufbewahren der verschiedenen Gerätschaften, bisweilen noch eine Kelter. Zu den Häuslein gehörten ungefähr ein oder anderthalb Morgen Landes (Basler Mass), teils mit Reben bepflanzt, teils zu einem Gemüse- oder Blumengarten hergerichtet. Dort wurde jede freie Stunde zugebracht. Man ging abends nach der Arbeit hinaus und sonntags nach den Gottesdiensten. So gehörte das Gütlein nicht bloss in den Stadtbann, sondern auch in das Leben der Stadt. Bis zu zwanzig Personen konnten in der Stube hinter dem wohlbestellten Tisch sitzen. Die Wände waren getüncht, mit zahllosen kleinen Bilderrähmchen behangen. Vor dem Rebhäuschen, unter Platanen, bildeten Tische, lange Bänke bei gutem Wetter den gewöhnlichen Aufenthalt. Von hier lief ein breiter Kiesweg nach einer Kornelkirschlaube, dem Kabinettchen."

"Herrgott, Sakra!" würde unser Schang ausrufen, wenn er heute seine alte Heimat, den Petersberg, wiedersehen könnte und anstelle der winkligen, romantischen alten Häuser mit ihren grauen schmutzigen Fassaden den nüchternen Betonkoloss des Polizeiverwaltungsgebäudes und der Oekaka mit ihren langen Reihen kalter Fenster finden müsste! "Herrgott, Sakra!" würde er schimpfen und wütend seine schwere Faust, die so manchem "Tschugger" zu einem unfreiwilligen Spitalaufenthalt verholfen hat, wie einen Vorschlaghammer schwingen! Der alte Petersberg ist nicht mehr! Und unser Schang, der Held unserer Bubenzeit, kommt nicht mehr! Er zog als kaum 20jähriger Hüne in den Krieg und fiel 1917 als bayrischer Totenkopfhusar in Flandern...

Die Häuser am mittleren Petersberg von der Petersgasse aus gesehen. Das ganze Areal wurde in den 30er Jahren mit dem Spiegelhof überbaut.
Bild: © Staatsarchiv Basel-Stadt, NEG A 1636
Quelle: Staatsarchiv Basel-Stadt

Und nun liegen die Millionen der Kantonalbank auf demselben Fleck Erde, wo einst bittere Armut sich in düsteren Wohnungen verkroch. Und die Heilige Hermandad hat ihren Sitz dahin verlegt, wo ehemals der starke Schang und der Gusti Keller die "Landjäger" nach Noten abschwarteten und von wo dem guten Papa Leu zu Klosterfiechten seine "anhänglichsten" jungen Freunde zugewiesen wurden! Und wo Krankheit und Schmutz in dumpfen Räumen hauste, wo mangels einer Kanalisation alle Jahre "d'Dampfgüllepumpi" ihre Frühlingsdüfte verbreitete, dort hat nun eine der hervorragendsten Einrichtungen zur Hebung der Volksgesundheit, die Oekaka, Quartier bezogen! O, alte Bubenherrlichkeit, wohin bist Du entschwunden!?

Damals, vor dem ersten Weltkrieg, waren Börse und "Meerkatz" noch Neubauten, die hell von den übrigen Häusern abstachen. Wo der "Blumenhof" steht und die Buchdruckerei Wittwer, waren freie Bauplätze, auf welchen wir 8 bis 15jährige "Rölleli- und Seggelischigge" - unser "Klassenbewusstsein" hinderte gemeinsame Spiele und Streiche keineswegs - unsere Wigwams aufschlugen und gegen die Rümelins- und Andreasplatzbuben das Kriegsbeil ausgruben. Und wenn wir dann, mit "blutigen" Keulen und selbstgeschnitzten, harthölzernen Schwertern, mit erbeuteten Bohnenstecken und zerschlagenen Köpfen siegreich heimkehrten, dann hielt uns die gute Frau Markstalder am untern Blumenrain, zwischen Äpfel-, Birnen- und Orangenkörben thronend, angefaultes Obst als lockende Belohnung bereit.

Der Petersberg- oder Wolfsbrunnen am mittleren Petersberg von der Spiegelgasse aus gesehen. Er war ein beliebter Treffpunkt für die Kinder der Nachbarschaft.
Bild: © Staatsarchiv Basel-Stadt, AL 45, 7-61-4
Quelle: Staatsarchiv Basel-Stadt

Am mittleren Petersberg standen damals noch Häuser, deren oberstes, die "Tannenburg", eine schauerliche Italienerbeiz war. Und der alte "Sämi" lebte noch und der Kaminfegermeister Degen schritt mit Leiter, Sonne, Schultereisen und Stossbesen, pünktlich wie ein Chronometer abends 7 Uhr, wenn wir Eile hatten, uns vor der Heimkehr der "Grossen", nach Hause zu trotten, durch die Spiegelgasse. Und sein Namensvetter, der Landjäger Degen, steckte uns noch heimlich die Bälle und Frösche und Kracher zu, die "Tschugger" wegen unseres lärmenden Spiels abgenommen hatten, ehe sie in die "Meerkatz" einschwenkten.

Damals gab es noch spannende Rattenjagden rings um die "Tannenburg" und in den alten, tiefen Kellern des mittleren Petersberg, wo Spinnetze das Tageslicht verdunkelten und geheimnisvoll, an gewissen Stellen der Kellergewölbe, das Rauschen des Birsig zu vernehmen war, Gespenster und ungehobene Schätze. Katzen wagten sich längst nicht mehr in die Tiefe der dunklen Kellergewölbe hinunter, denn was von Hasen und dem Hunde, das gilt von Ratten und der Katze; viele Ratten sind der Katze Tod! Uns war das Betreten dieser halbzerfallenen, nur noch zum Teil bewohnbaren Häuser und Keller natürlich verboten. Aber so am Sonntagmorgen, wenn Eltern und Geschwister mit dem Gesangbuch unterm Arm nach der Peterskirche strebten - da hielt es schwer, den Verlockungen einer Rattenjagd zu widerstehen! Ungefährlich war die Sache keineswegs, das hat der "Spitz", dem von einer Ratte eine Sehne durchgebissen wurde, zu seinem Leidwesen erfahren, aber spannend! Das kalte Gruseln lief einem den Buckel hinunter, wenn wir unser Drei, Vier mit flackerndem, unsicherem Kerzenlicht in die unbekannten Tiefen stiegen, wo man nicht einmal mehr den Schritt der auf der Strasse gehenden Passanten hörte und wo es stickig, dumpf und finster war, wie in einer Totengruft. Man musste sich lange erst an die Dunkelheit gewöhnen, man stolperte über Lumpenhaufen, verfaulte Bretter, modrige Kisten und vergessene Stühle. Wie Geisterhände griffen einem kalte Spinngewebe ins Gesicht und die langen unruhigen Schatten, die das Kerzenlicht warf, kamen und entfernten sich wie langbeinige Gespenster. Man durfte dann schon gar nicht mehr daran denken, was uns das Miggi Niklaus erzählt hatte, dass nämlich in einem der zweistöckigen Keller ein Schatz vergraben sei, der von einem fünfjährigen Kind behütet werde...Dem Kind sei der Kopf auf dem langen Hals zu schwer geworden, darum trage es ihn unter dem linken Arm...Und wenn man dann gar noch an die Mordgeschichte dachte, die um die Jahrhundertwende in der "Tannenburg" geschehen sein sollte, dann hielt man es einfach nicht mehr aus, dann musste man nach der halboffenen Kellertür fliegen!

Die Häuser am mittleren Petersberg. Links das Restaurant "Tannenburg" im Haus "zum Tanneneck".

In der Regel hatten wir aber gar keine Zeit zu solchen Überlegungen. Die Ratten regten sich, huschten da und dort, wie kleine Schattenflecke vorüber und zogen uns ganz in den Bann des Jagdeifers. Mit Stecken und Knüppeln wurden die Viecher in die Kloakenröhren getrieben, die in der Spiegelgasse oder am unteren Petersberg ihren Ausfluss hatten und dann stiessen wir feuchtes Packpapier oder schmutzige Lappen, die am Kerzenlicht angebrannt wurden, in die Löcher. Draussen nahmen inzwischen unsere Kameraden mit allerlei Mordinstrumenten vor den Auslaufrohren Aufstellung. Und nun ging die schaurige Sonntagsjagd los! Die Langschwänze, vor dem Rauch und dem Feuer flüchtend, huschten über die Strasse oder suchten in einem Fensterloch Zuflucht. Wir, mit Hallo hinter den Tieren her! Mit der Zeit entwickelten wir eine solche Geschicklichkeit, dass wir die bissigen Nage, in die Enge eines Fensterloches getrieben, mit blossen Händen und schnellem Genickgriff "fischten" und sie so, glückstrahlend, unserer Sammlung einverleibten. Der Genickgriff gegenüber Mäusen erfordert nur Geschicklichkeit, gegenüber Ratten aber ausserdem Flinkheit und höllischen Mut, denn Ratten beissen und zwar tief und fest, wie wir ehemalige Rattenfänger vom Petersberg fast ohne Ausnahme aus eigener Erfahrung merken konnten. Die langschwänzigen Vierbeiner wurden dann in leeren Konfitürengläsern aufbewahrt und im Winkel zwischen Meerkatz und Börse zu Jedermanns Ergötzen ausgestellt. Sie döselten dort mit der Zeit an der Sonne friedlich ins Jenseits hinüber.

Als der alte Häuserblock am mittleren Petersberg abgerissen wurde, fiel einem Maurerparlier, einem Italiener, ein zentnerschwerer Sein auf die Schulter. Der Mann schlug wie tot zu Boden. Lange Zeit blieb er, von Neugierigen umstanden, in einer grossen Blutlache liegen. Schliesslich nahm sich einer seiner Kameraden um den Mann an, schleifte ihn auf einen zweirädrigen Handkarren und führte ihn über das holprige Pflaster nach dem nahen Bürgerspital. Gestorben ist der Verunfallte dennoch nicht.

Ehe die "Tannenburg" niedergerissen wurde, stahlen wir dem Wirt sämtliche leere Weinflaschen. Ein Lumpensammler gab uns für je zwei Stück einen runden Halbbatzen. Als wir ihm die Flaschen aber gleich dutzendweise herbeischleppten und er wohl auch über deren illegale Herkunft etwas vermuten mochte, sank der Preis rasch unter pari. Das aus dem Flaschenverkauf gelöste Geld reichte zur Bestreitung unvermeidlicher Auslagen zur Herstellung einer Fasnachtslaterne aus. Auf der von flackerndem Kerzenlicht erhellten Leinwand hatten wir zur bildlichen Darstellung die Verse gemalt:

"O Tannenburg, o Wanzeburg, wo ahne bisch du gange? Jetz muess drno die ganzi Stadt die Rattebruet go fange! De Tschingge in dr "Tanneburg" hän d Wäntele nit gschade, Jetz aber muess die ganzi Stadt sich grazze und go bade!"

Quelle:

  • Basler Woche vom 14. Februar 1947

Wie der Name sagt, hat auch die Basler Fasnacht ihren Ursprung in der Fastenzeit vor Ostern, die jeweils am Aschermittwoch begann und 40 Tage dauerte. Vor deren Beginn sollte noch einmal richtig gefeiert werden, denn der Genuss von Alkohol war während dieser rund sechs Wochen kirchlich untersagt. Der Beginn dieser Fastenzeit war damals festgelegt auf den Dienstag nach Aschermittwoch (was 40 Tagen bis Ostersonntag entspricht, Sonntage ausgenommen), 1091 wurde aber beschlossen, ihn auf den Aschermittwoch zu verlegen, weil an Sonntagen nicht gefastet wurde und sie daher nicht mitzählten. Die Region Basel interessierte das allerdings nicht, und die Fastenzeit begann weiterhin am alten Termin. So kam es, dass bei uns auch heute noch die "Fastnacht", die Nacht vor Beginn der Fastenzeit, später stattfindet als anderswo.

Doch nicht allein kirchlichen Ursprungs ist die Fasnacht; sie geht auch auf heidnisches Brauchtum zurück. So liegt die Austreibung des Winters oder die Beschwörung der Fruchtbarkeit nahe. Festlichkeiten dieser Art sind in Basel seit dem 14. Jahrhundert nachweisbar, wobei auch von Verkleidungen die Rede ist. Auch für die Zünfte und Gesellschaften war diese Zeit wichtig, sie veranstalteten in ihren Häusern glanzvolle Festessen.

Basler Fasnacht
Hieronymus Hess zeigt hier einen Morgenstreich aus dem Jahre 1843. Es war dies die Zeit vor den Fasnachtslaternen; stattdessen wurden Fackeln verwendet.

Nach den Reformationswirren 1529 und die damit verbundene Distanzierung vom Katholizismus fiel auch die Fastenpflicht weg. Die Fasnacht sollte in den folgenden Jahrhunderten mehrmals von Anhängern der Reformation als ein Überbleibsel päpstlicher Zeiten abgeschafft werden, was nicht gelang. Aber die Verbote veranlassten die Bürger dazu, das fasnächtliche Treiben zunehmend in geschlossene Kreise zurück zu ziehen. Zu den traditionellen Zunftfeiern gesellten sich nun militärische Musterungen, denn diese fielen in den Aufgabenbereich der Zünfte. Durch Umzüge der wehrpflichtigen Mannschaft gelangte das berühmte Trommeln und Pfeifen in die fasnächtliche Tradition, und die Musterungen neigten dazu, mit der Zeit in fasnächtliches Treiben auszuufern. Verbotene Umzüge von Zünften und (Vorstadt)Gesellschaften kamen auf, die von den Symbolgestalten der Vereine begleitet wurden (der Vogel Gryff ist noch ein Zeuge jener Zeit). Verkleidete Bürger schlossen sich den Umzügen an und trieben Schabernack, und auch ausserhalb der Umzüge wucherte jetzt das fasnächtliche Treiben. Auch erneute Verbote vermochten das nicht zu unterbinden.

Die Helvetik 1798 brachte ein neuerliches Verbot der Fasnacht, aber nicht wegen der Sorgen um Sittenzerfall, sondern wegen der Furcht, sie könne der Kritik am politischen System den Weg öffnen. Die Fasnacht kehrte daraufhin zwar wieder zurück, wurde aber 1807 erneut verboten, diesmal jedoch auf Drängen der Geistlichkeit. Wie auch vorher war dieses Verbot nicht von langer Wirksamkeit, und der Brauchtum konnte nicht vom Volk ferngehalten werden. Die Strassenfasnacht kam jetzt anfangs des 19. Jahrhunderts auf und nahm frühe Formen der heutigen Fasnacht an; auch der Morgenstreich gehörte dazu. Die populäre Kunst des Schnitzelbankgesangs verschaffte sich von Norden her kommend (Bänkelsänger) Zugang zur Fasnacht. 1845 sind erstmals Laternen zur Beleuchtung am Morgenstreich belegt; sie ersetzten aus Sicherheitsgründen die vorher üblichen Fackeln und gehören seither aufgrund ihrer karikierenden Bemalungen und ihrer bissigen Sprüche zu den wesentlichen Bestandteilen der Basler Fasnacht.

Basler Fasnacht
Fasnachtsumzug am Morgenstreich nach Einführung der Laternen, 1850.

Ab den 1870er Jahren kamen erste musizierende Cliquen auf, die sich zu der Zeit allerdings noch Fasnachtsgesellschaften nannten und Männer eigens für eine Fasnacht vereinigten. Erst später entstanden Cliquen, die über mehrere Jahre bestanden. Die älteste noch existierende Clique ist die 1884 gegründete VKB, 1896 die Breo, 1902 der Barbara-Club und die Lälli, 1905 die Spezi, 1907 die BMG und 1908 die Olympia. DIe Cliquen pflegten seit jeher besonders das Trommeln und Pfeifen, was der Fasnacht ihren ganz eigenen Charakter verleiht. In die Kunst des Trommelns flossen französische Einflüsse im 19. Jahrhundert mit ein, aber auch andere. So erkennt man im sehr beliebten Marsch "Arabi" den "British Grenadier", den Marsch der Gardegrenadiere.

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es zwei Vereine, die sich für die Organisation der Fasnacht verantwortlich zeigten. im Grossbasel war dies das "Quodlibet" und im Kleinbasel das "Wurzengraber-Kämmerli". Sie förderten das musikalische Treiben an der Fasnacht und riefen unter anderem das grosse Trommelkonzert ins Leben (1906), das später als "Monstre" in die Geschichte einging und auch heute ein sehr wesentlicher Anlass der Vorfasnacht ist. Da die Fasnacht immer grössere Ausmasse annahm, gab es ab 1911 das Fasnachts-Comité, und mit ihm die Fasnachtsplakette, die damals noch fünfzig Rappen kostete. Der halbe Ertrag aus dem Verkauf kam dem dem Comité zu, der Rest floss in die Ferienversorgung armer Kinder. Auch 1911 kam ein gedruckter Fasnachtsführer heraus (ab 1949 "Rädäbäng").

Vom C. Spalinger (1949)

's frait mi wirgglig, dass mer, wie-n-i 's letschtmol gmaint ha, fir unseri glaini Wanderig do am Egge zämmedräffe, und 's duet mer laid, as die, wo nit vorusse hän warte welle, do in d'Banggschalterhalle hän yne miesse; die alti Buserische Wirtschaft wär doch fir 's Warte besser ygrichtet gsi. He jo! Das isch halt, eso aifach as sie usgseh het, e ganz stadtbikannti Wywirtschaft gsi, 's hän nit numme d'Botte usem Baselbiet dert verkehrt, wil der Dalbegrabe sällmol no 's Standquartier vo ihre Wäge gsi isch, bhietis, au Burgerslyt sin ane, nit numme wäge eme guete Trepfli, me het au immer ebbis Rächts uff d'Gable biko.

Grad näbedra, in dr Aesche inne, isch die biriehmti Oxemetzg - mit Glaizyg het er sich nit abgäh - vom Heer Witnauer ko, derno sunscht e baar Hyser. In aim dervo isch e flotti Wirtschaft, "Taverne Alsacienne" het sie ghaisse, gsi und im erschte Stogg het e elsässischi Société e wirgglig scheen ygrichtet Lokal gha; 's syg e veritabel Schmuggkäschtli, hän sie gsait.

Die untere Aeschenvorstadt um ca. 1900, Blick Richtung Freie Strasse. Rechts von der Bildmitte die Brauerei Glock mit dem Jakobsbrunnen und dem Eingang ins Brunngässlein.
Bild: © Staatsarchiv Basel-Stadt, AL 45, 6-35-5
Quelle: Staatsarchiv Basel-Stadt

An die baide Ehinger'sche Hyser het sich gliggligerwys no kai Renovierer gitraut, me ka immer no sy Fraid dra ha und wemme 's Gligg het, emol e Bligg uff dä Garte hindenuse z'wärfe, isch me grad baff! E baar Hyser ussedra isch me ins Rappegässli hindere, wo no 's Huus zem Rappe gstande isch; das alles, mitsamt der Metzgerei Häring und eme Begg het däne baide Neibaute, wo e Zahnlugge mache, wyche miesse. Derfir isch die alti Brauerei Glock, wenigschtens gege d'Strooss zue, unveränderet, und der hailig Jakobus luegt no allewyl glychlig vo sym hoche Brunnestogg ins Brunngässli abe. Dert hinde het der Heer Glock sälig sy bikannti Bierbrauerei gha und au die grossi Wirtschaft, zämme mit syner Frau, sälber gfiehrt. Au am Brunngässli het an de grosse Feschter d'Girlande mit eme Spruch nit gfählt, und am aidgenessische Durnfescht anne 86 zem Bischpil het me dert läse kenne:

"Halt fest o Volk am Baslerbier, Der Stoff ist gut und süffig! Bald wird der fremde Bierstrom dann, Im Lande überflüssig!"

Das isch die agange, wo alli Obe scharewys in Biehlergarte im Stärnegässli hinde glaicht sin go "Münchner" tringge und Militärmusig lose. Sie sin aber ainewäg gange. - Das nur näbeby! An d'Dante Glock mit ihrer fescht Boschtur und ihrem frindlige Gsicht kani mi nadyrlig ganz guet erinnere, und i gseh sie, wenn i will, hinderem Biffet sitze. Me isch als ebbe z'Obe go e Grysli Bier hole, und sie het druff gluegt, dass es au ordlig ygschänggt gsi isch. Am Neijohr het me als e Glesli Hypokras und e baar Läggerli biko. Sie het au, wieni speeter gheert ha, die marinierte Nase erfunde; sie sin jo scho guet, zwor e bitzli grätig, aber fir das ka sie jo nyt!

Ecke St. Alban-Graben und Aeschenvorstadt (rechts): Vor dem Bau des Bankverein-Komplexes standen hier schöne Bürgerhäuser.
Bild: © Staatsarchiv Basel-Stadt, AL 45, 2-52-1
Quelle: Staatsarchiv Basel-Stadt

's Brunngässli sälber isch als kuum halber e so brait gsi wie jetz, und am andere Egge, also vis-à-vis vom Glock het au aine vo de bikanntischte Aeschlemer gwohnt. Das isch der Heer Birgerrotspresidänt und Saififabrikant Brand gsi, näbeby au no e guete Fasnächtler, und wenn als im "Glock" Prysdrummle gsi isch, do het er by der Jury nit fähle derfe. D'Saifisiederei isch als im Gässli hinde gsi, ebbenemol het me sie gschmeggt, aber er het sie scho in de achzger Johr ins Wydegässli use verlegt und isch z'letscht sälber in sy scheen Huus am Dalberhywäg go wohne.

Isch me 's Brunngässli hindere - me muess sich d'Dufourstrooss ewägg dängge -, so het's hinderem Wirtebärgerhof no e baar Hyser gha, und me isch,, wie hite, aber zwische Gartemuure by der Malzgass useko.

As i's nit vergiss, im Brunngässli, no der Brauerei, het der Heer Witnauer, Metzgermaischter, no e Ross- und Oxestall gha. Der Karli, sy ainzige Suhn - er het jung stärbe miesse -, isch my Frind gsi und het mi emol hindere gfiehrt. I ha numme luege miesse! Im Rosstall, wo scheen blättlet gsi isch, sin vier scheeni Resser gstande, und an jedem Platz uff ere Marmordafele der Namme vom Ross. Im Oxestall het me ebbe säx oder acht scheeni Oxe kenne gseh - mir läbe halt nit vo der Hand ins Muul, het der Karli sälig gsait. Alles het mer e haillose Ydrugg gmacht, sunscht hätt i's doch sicher scho lang vergässe.

Noch em Brandische Huus in der Aesche isch der Begg Dürrwang ko, näbedra imene schmale Hysli der "Salzschnyder". Me het em eso gsait, wil er als ainzige wytumme het derfe Salz verkaufe. Sunscht isch er, glaub i, Kiefermaischter gsi. Näbedra het der Heer Bernet sy renommierti Fyn- und Zuggerbeggerei gha, und in däm Lade het, so lang i mer dängge ka, d Jumpfere Goldima regiert. (Ich bi, näbeby gsait, als Bueb lieber ane, wenn der Heer Bernet sälber im Lade gsi isch. Worum ka me sich dängge!)

Das Haus zum Tellsbrunnen an der Aeschenvorstadt 25 (gegenüber des Tellbrunnens). Hier auch der Eingang in das erwähnte Rappengässlein.
Bild: © Staatsarchiv Basel-Stadt, AL 45, 6-34-2
Quelle: Staatsarchiv Basel-Stadt

Derno isch 's gross Huus vom Heer Doggter de Wette mit eme scheene Garte bis ans Brunngässli hindere ko. Uralti Platane und Lindebaim sin drin gstande, und ebbenemol het aim d'Jumpfere de Wette - Frailain het me sällmol nonig gsait -, wemme grad ebbis uszrichte gha het, erlaubt in dä Garte hindere z'goh. 's isch scheen gsi drin, wenn i mi scho nit an Obschtbaim erinnere ka. Dä ganz Platz an der Strooss vorne nimmt jetz der "Basler Hof", friejer "Hotel Bären", i. Wo me 's de Wettisch Huus derwäge abgrisse het, do hän sie nit gschwind gnueg die scheene Baim im Garte kenne umhaue. Grad hyle hätt me meege, wemme zuegluegt het. Dä Platz het nit zuem Hotel gheert, aber wo das mit em grosse Restaurant e baar Johr im Bidrieb gsi isch, do het der Aigedimmer gfunde, er sott aigetlig au e Garte ha wie ebbe der Biehler im Stärnegässli hinde, und het dä Platz gmietet. Aber ebe, Baim het's kaini meh gha, und will die numme langsam waxe, so het der Heer Priswärk, Gärtnermaischter, in der ganze Stadt miesse go abgängigi Baim sueche, sie usgrabe und hinder em Bäre ysetze, und eso isch gschwind, aber mit grosse Keschte, e schattige Garte z'stand ko. - Aber 's isch, wie me eso sait, kai guete Stärn iberm "Bäre" gstande; bikanntlig isch er jo während em Bau ygstirzt, und no e baar Johr scho het der Aigedimmer drab miesse. Derno het ai Pächter andere d'Dire in d'Hand gä, zytewys isch er sogar zue gsi. Der Garte isch scho lang nimme, die dyre Baim sin verschwunde, und uff däm Platz isch jetz der Heer Eisinger. - Eso ka's halt goh!

Grad näbe der de Wettische Liegeschaft isch no bis vor ebbe zäh Johr 's alt Huus "zem Weier", vom Heer Kaus, Hafnermaischter, gsi. Er het näbeby no e richtige Vorstadtlade, wie's jetz e kaini meh git, gfiehrt, wo me usser Spezereiware au no Gaissle, Hälsig, Karesalbi und eso Sache het kenne ha. Fir dä Neibau "zem Weier" het's aber no e baar glaineri Hyser bruucht, e Beggerei, der Mercerielade vo der Frau Kussmaul und d'Wirtschaft zer "glaine Schmidti". E Metzg isch au no dert gsi, und derno isch der "glai" und der "gross Bäre" ko, ebbe dert stoht jetz 's Coop-Hus. Usse am alte "Bäre" het langi Zyt der Heer Grauwiler mit Sehn, Dechtere und Schwiegersehn e gueti Metzg gfiehrt.

Und jetz wäre mer gligglig wieder by der "Wasserversorgig" glandet, und i gseh scho, dass es hite nimme fir uffe Minschterplatz längt, aber 's nägscht Mol gärn!

Die grosse Wäsche wurde im Waschhaus abgehalten, dem „Buuchhuus“; die Wäsche selbst heisst auch „Buuchiwäsche“. Das Wort geht zurück auf das mittelhochdeutsche bûchen (auch biuchen), das soviel wie „mit Aschenlauge der Buche waschen“ heisst.

Die grosse Wäsche war ein überaus wichtiges Ereignis im regelmässigen Ablauf der Haushaltgeschäfte, und von allen Hilfskräften, welche im Haushalt arbeiteten, waren die Wäscherinnen die wichtigsten. Ursprünglich nur einmal jährlich abgehalten, wurde die „grosse Wäsche“ im 19. Jahrhundert vierteljährlich und dann um die Jahrhundertwende auf alle vier bis sechs Wochen angesetzt. Nicht dass die Haushaltungs- oder Leibwäschevorräte geringer geworden wären, aber man fand es nun bequemer, nicht mehr solche Haufen „Schwarzplunder“, wie man die schmutzige Wäsche nannte, zusammenkommen zu lassen. Trotzdem dauerte auch jetzt noch jede grosse Wäsche drei Tage und wurde meistens von drei Frauen besorgt. Um 1850 begann die Arbeit schon um drei Uhr morgens. Die Hauptwäscherin, die „Buuchere“, hatte schon am Abend vorher die Schlüssel geholt. In der Waschküche stand auf einem Kreuzböcklein ein grosser hölzerner Zuber, die "Bütte", dessen Boden mit leeren Flaschen ausgelegt wurde. Dazwischen legte man ausgekochte Markknochen; nun wurde die Wäsche, die tags zuvor eingelegt und ausgewaschen worden war, sorgfältig in den Zuber geschichtet. Zuunterst kam die grobe Wäsche, zuoberst die feine Leibwäsche. Dann wurde über die Bütte vorsichtig ein sauberes, nasses Tuch gespannt.

Waschtag
"Buchi" vor dem Umbau des Kleinen Burghofes mit Waschfrauen.
Bild: © Staatsarchiv Basel-Stadt, AL 45, 1-115-4
Quelle: Staatsarchiv Basel-Stadt

In einem Kessel wurde Buchenasche gekocht und die so gewonnene Lauge wurde mit einem grossen Schöpfer auf die Wäsche gegossen. Die Lauge sickerte durch, floss aus dem geöffneten Zapfenloch und konnte für einen zweiten Aufguss verwendet werden. Die Wäsche wurde so nicht durch Kochen angegriffen; wer es also gewohnt war, die Wäsche mit Buchenlauge zu waschen, der konnte sich nur schwer entschliessen, die sonst so sorgsam behandelte Wäsche in der Fremde malträtieren zu lassen. Am zweiten Waschtag trat eine andere wichtige Hilfskraft auf: die Durchzieherin. Ihre Aufgabe war es, nach dem "Buuchen" die Wäsche durch die Bläue oder durch eine leichte Stärke zu ziehen. Die Buucherin überwachte die ganze Angelegenheit, und wehe, wenn eine Hilfswäscherin schnell eigene Handtücher (sogar noch besonders schwarze, denn der Mann war Schuhmacher) auf die geschichtete Wäsche warf.

Wenn man nicht genug Buchenasche aus dem eigenen Kachelofen beisammen hatte, entlehnte man sie aus der Nachbarschaft. Aber auch die Kinder der Wäscherinnen sammelten Buchenasche und verkauften den Kessel zu 50 Rappen in den Herrschaftshäusern.

Um die Arbeit in Schwung zu bringen, führte man sich ein Nusswässerchen zu Gemüte; um sechs Uhr morgens war Frühstückspause. An gewöhnlichen Wäschetagen bekamen die Wäscherinnen ausser dem Barlohn für jeden Tag Naturalien wie Brot und Wein. Es heisst, es habe eine Wäscherin gegeben, die mit dem Wein aus einem Herrschaftshaus einen lohnenden Essighandel betrieben habe.

Auch die Glätterinnen hatten drei Tage zu arbeiten. Dazu half noch das Stubenmädchen und oft auch von en weiblichen Familienmitgliedern, wer gerade Zeit dazu finden konnte. Es war eine Heidenarbeit, die reich verzierte Wäsche mit den vielen Spitzen, Stickereien, Falbeln, Fältchen, den breiten und schmalen Tollen, den Volants und Tüllbesätzen sowie die Piqéwesten und gesteiften Oberhemden, Kragen und Manschetten wieder auf Vordermann zu bringen. Eine gute Glätterin verdiente um 1900 Fr. 2,80 Taglohn, genauso viel wie die Buucherin. Im Bügelzimmer stand der Bügelofen, in dem die Bolzen im Holzkohlenfeuer glühend gemacht wurden. Es kam vor, dass die Bolzen in der Glut schmolzen; man holte sie mit einer Zange aus der Glut und füllte sie in das Eisen. Die schweren Glätteeisen wurden auch dann von der Berufsglätterin bevorzugt, als das einfache Eisen ohne Bolzen aufkam, weil man mit der Schwere erst den rechten Glanz herausbrachte. Doch man ging mit der Zeit: das Gaseisen kam und machte bald wieder dem elektrischen Eisen Platz.

Quelle: von der Mühll 1969