E kalte Neijohrstag, e haitere Neijohrstag und e triebe Neijohrstag.

Wie doch so kalt iberm Rhy und hinderem Minster dure
Hitte der Wind au pfyfft! Wie uf der Pfalz er die dire Bletter
Vor sich ane trybt bis in Kryzgang, in finsteren yne
Wo's eso kläglig ruscht, als grynte verstorbeni Seele!
's isch der erst Jänner hit. E kalte Neijohrstag, jo währli!
Lueg iber d'Stadt, iber's Land, lueg wyt und brait iberall umme!
Schnee sihsch und widerum Schnee und driber a bleigraue Himmel,
As wott's no allewyl meh und allewyl meh no ko schneie.

's isch der erst Jänner hit. E haitre Neijohrstag fir Vyli!
Z'Basel ganz bsunder, do waisst me vyl vo dem Festtag z'verzelle.
Isch nit Familietag by der Grossmammen oder bym Unkle?
Und en aparte derzue, der Familietag am Neijohrstag!
Dopplet frait me sich do, dass me no All' bynenander,
Dopplet gniesst me das Glick, Verwandti z'ha und e Haimet,
Dopplet het me sich lieb an dem Tag - so will's Aim schnye -
Dopplet spasst men und lacht me. Und ... worum sott i's nit sage?
Dopplet isst men und trinkt men im Tisch vo der Grossmamme z'Ehre,
Denn ebe dopplet und dreifach het hit si lo riste, die Gueti! -
Nu, worum nit? Worum sott men an dem Tag sich nit fraie,
Fraie, so lang me no ka, so lang me no gsund bynenander?
Wenn mer nur iber der Fraid, der aigene, das nit vergesse:
Dass ebe nit jedes Herz, wie unsers, dä Festtag so fraidig
Griesst het, dass nit jede Tisch so rychlig verseh, jedes Stibli
Nit e so haimelig warm; dass, laider Gott, der erst Jänner
Jedes Johr, jeder Zyt, ach, e triebe Neijohrstag fir Vyli!

Zu dene Vyle, wo frieh an dem Tag mit Syfze verwacht sind,
Wo mit Thränen im Aug im finstere Kämmerli umme
Dyffelet sind, ohni Liecht und barfuess by dryzeh Grad Kelti,
Dass si die Kinder, die drei, wo mit ere dinne thiend schlofe,

Nit verwecke, denn ach, si het ene doch e kai Bscherig! -
Ghert au d'Frau Margreth - e Frau, no jetzt in de bessere Johre;
Sih aber nit derno us; denn mageri Kost und der Kummer
Sorge derfir, dass me frieh, dass me lang vor der Zyt scho thuet alte.

Z'Muttez wohnt si, im Dorf am Fuess vom Warteberg unte.
Still lyt's und fridlig do am friehe, frostige Morge.
's schlofe no Jung und Alt. Doch Kummer und Sorge, die wecke
Menggi Muetter vor Tag und lehnd si nimme vertschlofe.
"'s isch der erst Jänner hit!" sait d Margreth, do huucht si an d'Schybe,
Dass die gfrorene Tännli, die Sternebliemli am Fesnter
Z'Wasser werde, wie do und dert e bluemigi Hoffnig.
's het selber ghofft au und gwinscht in syner Jugend, 's Margrethli.
's isch e nett Kind gsi, e flinks; 's het menggem Bursch kenne g'falle.
's het em au ebe nit gfehlt an Hyrotsaträg und derglyche,
Wo's z'Basel no in der Stadt by synen Eltere gwohnt het.
Rychi Kuutze sind ko - sind frylig e bitzeli alt gsi
Und ebe nit bsunders schen. "Nu, Margrethli, los!" - sait der Vatter -

"Bettsch de guet, lysch de guet, und - me het vo der Liebi nit g'esse:
Nimm du der Herr so und so!" - - 's Margrethli schwygt. Ame Morge
Bringt's an der Hand jetz e Bursch den Elt'ren in d'Stuben yne.
"Dä oder kaine!" - sait's fest - "und i will durchus e kai Andre!"
Aber e Bursch isch's au gsi! 's het wyt und brait kai brav're
Und e kai dollere gä. - En ainzige Fehler, e grosse,
Händ sie em gwisst: ach, er het ... er het halt ebe - kai Geld g'ha!

's Margrethli het en doch gno. Und's isch's nit graue, so lang si
Baidi no jung und no gsund, selbander händ kenne schaffe.
Lähelyt sind si do gsi us Mangel an aigenem Bode,
Aber zuer gsegnete Zyt: si händ Erdepfel, Korn, Milch bis gnueg gha
Und alli Johr denn e Kind. Selb hätt grad au nit derfe fehle.

So isch es gangen e Wyl, bis der Buurekrieg ko isch, wo d'Landschaft
Glychhait verlangt het, wie d'Stadt, und Freihait by ihre Wahle,
Und ... was Alles no meh! Wer wott's au do go verlese!

Kurzum, vo dert a het denn an 's Margrethli's Himme dä Sterne,
Wo me der Glicksstern haisst, halt afo dunkle und dunkle,
Bis er verschwunden isch ganz und gar, als wär er nie do gsi.

Dert an der Hülfte-Schanz, wo si hart anenander sind grothe
- D'Basler und d'Landschäftler - dert, wo dä Stai stoht iberem Rainli,
Dert isch er gsunke, sy Stern: si bringe der Ma haim - - e Lyche!
"Schlof wohl, du treui Seel! Schlof wohl, du hesch überwunde!"
Sait si, die jungi Frau, nimmt ihri drei Kinder und wandlet
Muttez zue, wo'ren im Ma e Schwester gwohn het, e bravi,
Ristige Wybsperson - "d'Gottebäsi", het me si ghaisse,
Wil si im eltere Kind, im Meyli, als Gotten isch gstande.

D'Bäsi vo Wytem siht d'Gschwei, 's jingst Kind uf em Arm, die zwai andre
Ibe'ren ane, - am Rock hebt Jedes kreftig sy Muetter, -
Siht si ko, 's Dorf y, und siht si durch der Grasgarte schryte.
"Jetz isch es gfehlt!" het si gsait. "Jetz haisst's: was mache? wie helfe?"
D'Bäsi, e wackeri Magd, isch allewyl glych by der Heck1 gsi,
Wo's sich drum ghandlet het, im Nebemenschen e Dienst z'thue,
Goht ergege der Gschwei und fiehrt si in's Kämmerli yne.
"Tröst di Gott!" sait si druf mild. "De waisch, er losst Wittwen und Waise
Nit vergo in der Noth!" Do aber kemme're d'Thräne,
Und isch en Augeblick gsi, me het nur ghert schluchzen im Stibli.

Wenige Wuche druhfi - e Spethligmorgen, e helle,
Isch es gsi; iberem Rhy sind dicki Nebel no glege;
Felder und Matte vom Thau so nass, als hätt's iber Nacht gregnet,
Händ in der Friehsunne glänzt, die hinterem Warteberg vire
Giggelet het uf das Thal, wo d'Minsterthirn us der Ferni
Ebbis schier gar, wien e Gruess us alter Zyt, Aim thiend winke,
Wenn si so erns und so streng im Morgeduft alli baid' dostehnd -:
An selbem Morge, do goht der Landstross no, ibere Fuessweg,
Wo dert vom Muttezer Dorf uf Basel yne tuet fiehre,
Ristig e Wybsperson mit schnelle Schritte der Stadt zue.
Syberlig isch si und frisch no in ihre spetere Johre,
Het, wie's vor Zyte der Bruuch, die Baselbietrischi Tracht a:
D'Jüppe mit sammt ihre Fält, ain satt am anderen ane,
Wie ne Mantalie2 schier und schier wien e Krees vom e Landvogt;
's Göllert, und driberhi 's Tuech, das schwer syde Halstuech, so aige
Zemme glait und ebe knipst - e Baselbiet're nur knipst's so! -
's Firtuch, e Nummero 2 von're Jüppen in syner Wyti;
Rothi Strimpf, Schnalleschueh, und - vora vor em anderen Allem -
's Hibli, d'Begine! Nai lueg, das wunzig, das wunderlig Käppli!
Gitt weder warm der, no kalt, sitzt uf em Kopf wie'ne Schnirpfli!
Aber zwee Bändel sind dra, zwee braiti, dick-styfi Bändel,
Dass me, waiss Gott, kuum e Lätsch unt'rem runde Kini drus zwäg bringt! -

D'Bäsi isch's gsi, d'Gotten isch die Baselbiet're, de dolli!
D'Bäsi mit Sack und mit Pack isch hit us em aigne Hysli
Zoge, das haisst: si het's Klaid, wo si bruucht het, gno us em Kaste,
Aber der Kasten und's Bett und d'Kummoden und au der Lehnstuehl,
Het mit em Kuchigschir, mit em Schnitztrog voll dire Kirsi,
Voll Hutzelbiren und voll vo gschorene Renetten-Epfle,
Het si der Gschwei iberlo und de Bruederskind're den arme. -
"Du chasch mit dyne Drü nit go diene" - sait si zuer Margreth -
"Aber i! Wien i dient ha, so chann i's, denk wol, au wider!
Han i denn 's Choche verlehrt? Eh, bhüetis drüli, nai wäger!
's isch jo, Land uf und Land ab, chai's Hochzit gsi und chai Taufi,
Wo me ni's Meyi hätt gholt, die frieheri Baslerchöchi,
D'Herrechöchi, so hai's em gsait. - Und Herrechöchi
Wird's jetz denn wider! - Was gilt's, i brotenen ihri Chapune
Und ihri Spasäuli no, wie amme3! Und rüehre ne wider
D'Leckerli, ob sie e Taig, e warmen, e chalte, bifehle!
Alles chönne si ha vom Meyi no ihre Luune! -
Het's 're vergäbeds denn dient, syner sälige Frau Burgemeister?
Lueg nur dä Fotel, das Bett mit em aicheholzige Himmel,
Wo über e jedem Pfohl e pfusbackigen Engel di alacht;
D'Chummode mit ihrem Buuch, mit de schwere messingene Bschleege,
Und obedruf 's Liebst und 's Best: der sälige Frau ihri Bibel!
Helge sy drin, ain so schön, ass wie der ander, vom Adam
Und vo der Eva eweg bis z'hinderst zuer Offebarig?
Alles das hai si em gschenkt, lut em Testament, ihri Erbe!
Drum so goht's Meyi denn jetz zuem zwaite Mole go diene,
Goht. Und ... Margrethli, waisch nit, der alt Herr Gott sorgt allewyl wider!
Briegg mer drum nit! Blyb mer gsund, und 's Wyteri wird sich scho mache!"

D'Bäsi het's gsait, d'Gottebas. Und schnuerstracks isch si uf Basel.
Het denn au richtig e Platz ime Herrehus wider gfunde.
Und ... von all dene Kinst, wo d'Basler schen honoriere,
Isch just d'Kochkunst grad nit die letschti unter schene.

***

Johr um Johr isch vorby unterdesse. Denn ob si in Kummer,
Ob si in Fraide vergoht: d'Zyt vergoht, ai Weg, wie der ander,
Und der Neijohrstag isch do, vyl ehnder, als mir's is denke. -
"'s isch der erst Jänner hit!" het d'Margreth gsait. Iber's Gärtli
Vor ihrem Hysli eweg, iber kahli Baim, wyt in d'Ferni
Het si gluegt. Und derby sind eben au ihri Gidanke
Wyt, wyt in d'Ferni gruckt. - Der Neijohrstag bringt's emol mit sich,
Dass me so hintersi' luegt und virsi'. - Wehmietig denkt me
Jetz der Vergangeheit no, jetz bangt's Aim vor kimpftige Tage.
Aber, "Margrethli, waisch nit: der alt Herr-Gott sorgt allewyl wider!"
Het d'Gottebäsi jo gsait. Und mir wänd ere's nooche sage,
Wenn's is so angst werde will, so schwer, wie im ermlige Stibli
Hit am Neijohrstag der Frau, der Margreth.

D'Kinder sind gwachse, greeser sind's worden, und's haisst mit Unrecht nit: "kleini Kinder,
Kleini Sorge", denn ach, je mehr si sich strecken in d'Lengi,
Kostet au allewyl mehr so d'Klaidig, wie d'Nahrig und d'Bildig.
Das het d'Frau Margreth wohl gfühlt. - Driberhi het's denn afo tage.
Rothi Straifen im Ost iber'm Wald händ d'Sunne verkündet.
Gern hätt si gschine. Doch nai, 's het nit miesse sy! Graui Wulke
Sind dervor ane ko stoh; wie oft besi Menschen im Lebe,
Wenn sie's kennten, Aim au der Sunneschyn wotte verdunkle.

D'Kinder sind notno verwacht, händ der Muetter mit haitere Myne
- Wie^s by der Jugend der Bruuch - zum Neijohr gratuliert. Und e Jedes
Het us sym bitzeli Geld, wonem s'Gottebäsi by Bsueche
Ebben in d'Hand druckt het, syner Muetter e Krömli barat gha. -
"'s Best chunnt aber no z'letzt!" maint 's Meyli, en ufgschosse Maidli,
Das unterdessen, e Magd, e bravi, im Kicheli dusse
's Kaffi gmacht het. Me kennt sunst als safe: d'Chikori-Brüehe.
Hitten isch's Kaffe gsi und derzue no ne guete, denn 's Meyli
Het an der Muetter bemerkt, das in eme gewisen Alter
Ohni ihr Kaffe e Frau - und bsunders en armi - ny nutz isch.
's Rederwerk laufti ab im Kopf, in Händen und Fiesse;
Drei Mol e Kaffe im Tag erhaltet's aber im Gängler. -
"'s Best muess no cho!" widerholt jetz 's Meyli. "D'Gotte vo Basel
Wird is, wie jedes Johr, wohl au dis Mol wider bedenke!"
Sait's und richtig do klopft's an der Thir': der Muttezer Bott isch's.
Er bringt e Lade derher. - Und's Kätherli und au der Seppli
- Allibaid Gschwisterdi-nai, wie tanze die nit drum umme,
Letterlen an der Schnuer, dass der Sigellack springt mit em Pitschaft,
Kenne's erwarte kuum, bis d'Muetter, die jetze vom Bott no
Heren und wisse will, was denn d'Bäsi lebt, was si gsait het,
Endlig und endlig emol der Deckel ufthuet. - Herrjeeger!
Luegen, o luege doch au! Sag, wied me nit schier hinterevirsi!
Z'oberst die Pelzkappe! Nai, im Seppli just wie agosse!
Und do fir's Kätherli, sihsch, e graui, wulleni Junte!
Aber fir's Meyeli erst dä Zschoope, dä gstrickt, us em Lade
Do's Herre Bohni's am Märt, das haisst, am Rindermärt unte!
Und jetz no gar - nai, das isch im Guete wohl schie gar z'vyl tho!
Gottebas, sag mer, i bitt, was hesch den au denkt, Gottebäsi?
Sirkassienne, fmf Stäb, vo's Schirmers, me merkt's glych bym Geyse?
Aechti Waar, wie si's gänd im Buuren ass wie im Herre. -
Das git der Muetter e Rock, e herlige warme, fir d'Stunntig!
Aber jetz passen uf! Do ... do unte schmeckt's no ... i waiss was!
Leckerli sind's! Jedes Johr e Dotzed, so schickt's is d Bäsi,
Schickt is ihr aigene Tail, wie am letzte Johr-Oben ihr Herrschaft
E jedem Dienstbot en git. Der Hypokras darf au nit fehle!
Luege, do hemmer en jo, der Gottebäsi ihr Schoppe!
Muetter, dä bhaltsch de für di! Du kasch sone Trepfli wohl bruuchte! -

"Aber was schrybt si is denn?" - frogt d'Muetter und längt no der Brille.
"Unseri Bäsi? Wie haisst's? - Zaig, Meyeli, lueg du! I sih's nit
Trotz myner Brille, wie stoht's und was si is ächterst möcht sage."
's Meyeli fangt a fir sich, list lyslig; aber: "Herr Jeses!"
- Rieft's iberlut und wird blass, und d'Thräne schiessen in's Aug em -

Ich aber fasst sich's und sait: "D'Bas-Gotte waisst mer es Plätzli
In eme Herrehus, ime christlige. - Bis in acht Tage
Soll i barat sy. - Si amint: E Schützligmaidli - so schrybt si -
Wie euse Meyeli macht nit lang Federlesis, 's cha froh sy,
Wenn sich e so Oebbis zaigt. Deheim in sym Dörfli, sym stille,
Lehrt's grad nüüt Neu's, au wenn's brav der Muetter an d'Hand goht! Der Hushalt
Isch zue en ärmlige, isch en ewig Ainerlai. 's Meyli
Soll aber ebe perfekt lehre choche, putzen und fäge,
Soll überhaupt jedes Gschäft, jedes ehrlig, verstoh, wenn's druf achunnt.
Aber so lang d'Welt stoht, isch chai Glehrte vom Himmel no gfalle.
Dorum so chumm und probier's! Probiere goht über Studiere!
Und was i cha für di thue, de waisch es, das thuet d'Gottebäsi!"

Wie d'Frau Margreth dä Bricht verno het, sait si zuem Meyli:
"Lieber bhielt i di do, de waisch es, i bruuch der's nit z'sage!
Aber den arme Lüt blybt kai Wahl: "De muesch!" haisst's und wider,
Allewyl numme: "De muesch!" - Drum muesch den uf Basel go diene.
's syg jo e christlig Hus, schrybt d'Bäsi, wo si di hithieng
's ka der denn, main i, nüt gscheh, 's wird wohl der mit Ungrabs begegne!"

1by der Heck = bereit
2Wantalie = Fächer
3amme = früher

Geboren am 31.3.1805 in Basel als Sohn des Johann Rudolf Burckhardt und der Esther Socin, gestorben am 25.7.1882 ebendort. Burckhardt war Pfarrer und Obersthelfer und Verfasser von verschiedenen Publikationen: "Bilder aus der Geschichte von Basel" oder "Kinder-Lieder. Eine Weihnachtsgabe für die Kinder und Mütter der Heimat." 1830 heiratete er Juliane Veronika Miville, mit der er 9 Kinder hatte.

 

Das erste Weihnachtslied

Der Ängel het de Hiirte gsait:
I saag ich e groossi, groossi Fraid;
ir liebe Lytli, sind mer froo;
hit znacht isch der Hailand zuen is koo!

Und dausig scheeni Ängeli,
si singen und looben und fraie si,
dass Gott an d Mentsche do unde dänggt
und ene s Kindli Jesus schänggt.

O Kindli Jesus, du hailig Kind
mit de Händlene, wo no gar glai sind,
mit dynen Aigli so klaar und frumm,
bis mer uf unserer Wält willkumm.

O Kindli Jesus im wieschte Stall,
bisch zue mer koo us em Himmelssaal?
Bisch zue mer koo und suechsch du mii
und bisch my lieb glai Briederli?

Du groosse Gott, wo die ganzi Wält
erschaffe het und umme gstellt
und der Himmel gmacht het und alli Stäärn,
wie hesch du s Anneli so gäärn!

D Maryya luegt ir Kindli aa
und der Joseph bättet, dä gueti Maa,
und d Hiirte, wo so freelig sind,
si gneie vor em Jesuskind.

Und ych bätt au und sing derzue:
Haig Dangg, du liebe Hailand du!
Bisch zue mer koo uf unseri Wält?
Kumm au in my Häärzli, ach gäll? ach gäll?

Abel Burckhardt, 1845

By Liecht (1853)

Do liege neii Biecher uf em Tisch,
Und d’Lampe brennt – i soll e wenig läse,
Händ d’Tante gsait, i haig e gueti Stimm,
Und gegeniber sitzt das liebsti Wäse!

Es strickt und strickt, i aber lis und lis,
Und dusse schneit’s; die baide Tante gähne
Und schlofen y, und wien i ibrelug,
So gsehn i in de schenen Auge Träne.

Nit vo der Gschicht, vo der i gläse ha,
Es het en andre Grund, und tiefer lyt er.
Ganz still isch’s gsi, nur ’s Ticktack vo der Uhr
Und ’s klopfed Härz – bis dass es sait: Lis wyter!

I stackle wyter - ’s het der Muet nit gha,
Mi rede z’losse, I bi folgsam blibe.
Bald druf schloht’s langsam achti, und das het
D’Tante gweckt, si händ sich d’Auge gribe

Johann Peter Hebel (* 10. Mai 1760 in Basel; † 22. September 1826 in Schwetzingen) war ein deutscher Dichter aus dem alemannischen Sprachraum Südbadens, evangelischer Theologe und Pädagoge. Er gilt gemeinhin als der bedeutendste alemannische Mundartdichter. Bekannt wurde er vor allem durch seine „Alemannischen Gedichte“ und durch zahlreiche Kalendergeschichten. Nachfolgend ein paar seiner alemannischen Gedichte als Hörprobe.

Freude in Ehren

Lithographie von H.B. zwischen 1850 und 1867.
Quelle: UB Basel
Quelle: UB Basel

Als Sohn des Daniel Meyer, Kaufmanns, und der Katharina geb. Hofmann wurde er am 14.1.1818 in Basel geboren, gestorben am 5.12.1867 ebendort. 1846 heiratete er Eleonore Merian, Tochter des Remigius Merian. Von 1837-41 studierte er Medizin in Basel und Freiburg i.Br., danach war er Assistenzarzt bei Karl Gustav Jung in Basel. 1846 eröffnete er die eigene Praxis und habilitierte. 1851-67 war er Spitalmeister des Basler Bürgerspitals, 1855 übernahm er das Präsidium der Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige, und 1860 gründete er die Basler Medizinische Gesellschaft. Als beliebter Schriftsteller bemühte sich Meyer-Merian um die Erziehung des Volkes. Seine Romane widmen sich vor allem sozialen Problemen der Arbeiter- und Handwerkerschichten. Weite Verbreitung fanden seine Kalendergeschichten. Er stand in der Tradition Jeremias Gotthelfs und Johann Peter Hebels, ohne deren Qualität zu erreichen.1


Friehlingssunne

Lueg use: der Winter
Isch uf und dervo,
Im Sunneschin z’mitze
Jetz d’Vögeli sitze
Und pfife-n em no.

Mach u an dim Härzli
Au’s Lädeli bald,
Und d’Sunne loss schine
Dri ine, tief ine
In hinderste Falt.

Wie wird’s gli so haiter
Im Kämmerli do!
’S lacht Alles drin inne,
Me muess si schieb sinne:
Isch’s vorig au no?

Fäg d’Spinnpuppe-n use,
Der Staub und der Ruess!
Gschwind mach di derhinder!
Der Winter, der Winter
Jetz muse mues.

Rum uf jetze! D’Sunne
Isch Maister im Hus
Und was ihr im Wäg stoht,
Wirf, wenn’s sunst kai Wäg goht,
Zum Fänsterli us!
Zum Fänsterli us!




E voll Härz

Isch der dy Härzli voll Fraid und waisch nit
Wo de wit use und ane dermit
Meinsch, es mecht ’s Ibergwicht eppe biko;
Fang nur a z’singe, es lychteret scho.

Wit aber singen, und waisch de nit was?
Lueg nur durch’s Fänster, wie grien isch nit ’s Gras!
D’Baimli voll Bletter und d’Bliemli voll Pracht
Thiend der’s scho sagen, und d Sunne, wo lacht.

Schynt aber d’Sunne nit, lyt dusse Schnee
Sihsch e kai Laibli, kai Bliemeli meh;
He, so mach d’Auge zue, juchzge druf zue!
Fir e voll Här zisch e Juchzger scho gnue.




Der Bsuech

Was strychsch denn ammer au verby,
Du Bysi du, und machsch miau?
De muesch doch kai so Gägnäst sy!
Was strecksch di so? wo fählt’s der au?

De hesch hit frieh Fyrobe gmacht,
Und ’s Spinne stoht der doch wohl a;
Dy Redli schnurt sunst bis in d’Nacht,
Mäng Spinneren es nit so ka!

Jä so, isch’s das? Jetz merk i scho;
Er thuet si mitze no, der Fratz,
Und schläckt die waiche Depli; jo,
De bisch en aigetligi Katz!

Es strycht am Sässelbai verby
Und glettet dra sy pelzig Klaid,
Lait jedes Herli, wie’s soll sy
Und putzt und birstet, ’s isch e Fraid.

So sag: Wohni wit au no hit
Gosch eppe z’Liecht no in dym Gstaat?
Sunst mutzt me si fir z’Nacht just nit,
Und ’s rägnet duss, ’s wär fir di Schad

Was luegsch mi jetz so gspässig a?
De hesch nyt Guets im Sinn, los, los! –
Es nimmt e Gump – Du Schelm, aha!
Hesch welle zue merk o uf d’Schoss!

Nai nai! ich bruch kai Zytvertryb!
Gosch nit? – Du Spitzbueb waisch es scho,
Dass i di gärn ha! Nur so blyb,
Doch ’s nächst Mol jag di gwis dervo!


1Historisches Lexikon der Schweiz