Spalengottesacker

Spalengottesacker 1875
Schönbeinstrasse vom Bernoullianum her mit Spalengottesacker. Aquarell von J.J. Schneider 1875
Bild: © Staatsarchiv Basel-Stadt, AL 45, 7-5-4
Quelle: Staatsarchiv Basel-Stadt

Der Spalengottesacker wurde als Ersatz für den 1825 geschlossenen Friedhof zu St. Leonhard angelegt und 1835 und 1845 nach Schliessung des Gottesackers zu St. Peter erweitert. Der Platz auf den beiden Kirchhöfen war sehr eng geworden; bereits Ende des 18. Jahrhunderts waren die Zustände so schlimm, dass Verstorbene auf dem Friedhof des längst aufgehobenen Klosters Gnadental am Petersberg beerdigt werden mussten. So beschloss man in den 1820er Jahren, ausserhalb der Stadtmauern grosse Gottesäcker anzulegen, nachdem 1817 bereits innerhalb der Mauern der Elisabethengottesacker eröffnet worden war. Zwar war man froh, nun wieder einen ordentlichen Friedhof zu haben, doch zeigten sich nicht alle erfreut darüber, dass man Trauerzüge durch ein Stadttor und hinaus aus den Stadtmauern führen musste.

Sehr bald schon stellte man fest, dass der eingeräumte Platz nicht reichte und der Spalengottesacker zu klein wurde, auch wenn man sich kurzzeitig behalf, indem man zwischen zwei alten Gräbern ein neues aushob. Für die Erweiterungen 1835 und 1845 musste das umliegende Areal aufgekauft werden; so verschwanden das Müller'sche Rebgelände sowie das Kündig'sche und das Meyer-Hoffmann'sche Gütlein. Der Friedhof erstreckte sich nunmehr bis hinunter zur Bernoullistrasse.

Spalengottesacker 1866
Blick über die Stadtmauer und den Spalengottesacker zum Spalentor, um 1866. Erklärung siehe Fliesstext.
Bild: © Staatsarchiv Basel-Stadt, AL 45, 7-8-6
Quelle: Staatsarchiv Basel-Stadt
Im Vordergrund ist die Stadtmauer an der heutigen Bernoullistrasse zu sehen, dahinter der Stadtgraben mit der Contre Escarpe Mauer und links der Wehrturm hinter dem Stachel-Schützenhaus. Im November 1838 stürzte die Mauer "gegenüber dem Petersplatz beim Gottesacker nächst dem Spahlen Tor" auf einer Länge von 100 Fuss zusammen. Die Ursache für diesen Umstand erläutert der Bericht des Baukollegiums an Bürgermeister und Rat vom 19.1.1839: teils durch Wasser im Graben, teils durch Anpflanzungen in demselben, wird die Mauer immer mehr und mehr an den Fundamenten entblösst. Man glaubte daher, es helfe, wenn die Stadtgräben bis auf eine Tiefe von 12 Fuss aufgefüllt würden.

Durch ein Portal gelangte man durch die Friedhofsmauer vom alten Teil in den neuen Teil des Friedhofs, denn die Mauer blieb bestehen und war wichtig. Denn entlang dieser Mauer befanden sich die Gräber gehobener Familien, und an ihr konnte man die exklusiven Grabsteine und Epitaphe anbringen. So wurden die Gräber der Reicheren getrennt von den schlichten Reihengräbern der Ärmeren, die auf der anderen Seite des Kieswegs lagen.

Eine Bestattung aus einem Reihengrab im Bereich der Erweiterung von 1835 brachte ein erstaunliches Detail zu Tage: dem beigesetzten Mann war eine Dreikantfeile quer auf den Bauch gelegt worden. Es wird wohl immer ein Geheimnis bleiben, aus welchem Grund man dem Toten dieses Werkzeug mit ins Grab gegeben hat. Eine andere Bestattung war offensichtlich schludrig vollzogen worden, fand man doch bei Ausgrabungen 1987 ein Grab zwei Skelette nebeneinander.

Ein Problem stellten die Trauerzüge dar, die beim Spalentor immer wieder Anlass zur Beschwerde gaben: die Wachsoldaten der Standestruppe machten sich eine Gewohnheit daraus, aus dem Wachtlokal zu treten und vor dem vorbeiziehenden Sarg das Gewehr zu präsentieren. Das wäre ja noch eine schöne Geste gewesen, störend allerdings war die Tatsache, dass einer der Stänzler an die Trauernden herantrat und die hohle Hand ausstreckte um ein Entgelt für das Ehrenspalier zu verlangen. Relativ bald wurde schliesslich dagegen ein amtliches Verbot erlassen.

Quelle: Meier 1962