Marktplatz

Geschichtliche Entwicklung

Der Marktplatz ist das Zentrum der Basler Talstadt zwischen dem Münsterhügel und dem Petersberg und in seiner heutigen Form eine Schöpfung des späten 19. Jahrhunderts. Die Haupverkehrsachse führte seit jeher durch die heutige Freie Strasse entlang der Birsigniederung und folglich über den Marktplatz, an dessen nördlichem Ende eine Siedlung aus der Zeit um 1000 nachgewiesen wurde. Nachdem der Bischof die geistliche und weltliche Herrschaft über die Stadt erhalten hatte (und damit auch das Zoll- und Marktrecht), wurde das Gebiet des heutigen Marktplatzes im späten 12. Jahrhundert trocken gelegt und aufgeschüttet, um dort neben den Marktorten des Fischmarkts und Rümelinsplatzes einen neuen zu errichten. 1193 ist erstmals das Vorhandenseins des Kornmarkts, wie der Marktplatz früher genannt wurde, belegt. Bereits 1230 wurde auf dem "Forum frumenti" eine steinerne Brücke über den Birsig neu errichtet, was auf eine bauliche Ausgestaltung des Platzes deutet. Das Rathaus stand an der Ecke zur Sporengasse, einer im 19. Jahrhundert aufgelösten Verbindung vom Rathaus zur Eisengasse; es wurde nach dem Erdbeben 1356 errichtet. 1377 zerstörte ein Brand eine Häuserzeile mit zwölf Liegenschaften nahe der unteren Freien Strasse. Der Rat ergriff die Gelegenheit und vergrösserte den Marktplatz durch Ankauf und Einebnung der Ruinen. Vermutlich wurde bei diesem Anlass der Birsig überwölbt, und der Platz hatte die Grösse erreicht, die er bis zum Ende des 19. Jahrhunderts behalten sollte.

Bauliche Gestalt

Marktplatz
"Prospect des Kornmarckts zu Basel". Kupferstich von Jakob Meyer, 1651. Beschreibung siehe Text.
Bild: © Staatsarchiv Basel-Stadt, BILD Falk. A 482
Quelle: Staatsarchiv Basel-Stadt

Das Aussehen des Marktplatzes ist durch einige Darstellungen überliefert; so auch durch Jakob Meyers Stich aus dem Jahr 1651. Der zu jener Zeit noch fast quadratische Platz wurde an seinen Längsseiten von drei- und viergeschossigen Häusern mit vorgebauten Verkaufsbuden im Erdgeschoss gesäumt. Die Topografie war sehr uneben, von Osten nach Westen (rechts nach links) fiel das Gelände mehrere Meter ab, was auch auf Vischers Aquarell gut zu sehen ist. Der tiefste Punkt lag in einem kleinen Nebenplatz beim Kornmarktbrunnen.

Das 1509 errichtete Rathaus befand sich vor der Erweiterung des Marktplatzes noch an der nordöstlichen Platzecke, der links anstossende Kanzleiausbau des 17. Jahrhunderts befand sich bereits in der aus dem Platz hinausführenden Sporengasse. Links des Rathauses sind die Häuser zum Rebstock und zur Hirzburg zu erkennen, die beide der Rathauserweiterung um 1900 weichen mussten. Am rechten Bildrand ist, sehr prominent an der Ecke zur Freien Strasse, der Renaissancebau des Zunfthauses zu Weinleuten. Am Marktplatz waren hauptsächlich Handwerker verschiedenster Berufssparten ansässig; die vermögenderen unter ihnen sassen an der Ostseite, die weniger begüterten an der Westseite.

Marktplatz
Zustand des Marktplatzes um 1820. Von links nach rechts die Sattelgasse, der Kornmarktbrunnen, das Haus zum Pfaueneck, die Sporengasse und das Rathaus. Bemerkenswert ist das Gefälle des Marktplatzes, das sich hier in der grossen Anzahl Stufen zeigt. Aquatinta von Constantin Guise, ca. 1820.
Bild: © Staatsarchiv Basel-Stadt, BILD Visch. C 14
Quelle: Staatsarchiv Basel-Stadt

Den nördlichen Abschluss des Platzes bildete das grosse, mit seiner Giebelwand zum Platz gewandte Haus zum Pfaueneck. In seinem Hintergebäude wurde einst die städtische Münze betrieben. Auf dem freien Platz vor der Giebelwand stand ursprünglich das erste Rathaus der Stadt, ehe es anfangs des 16. Jahrhunderts wegen des Neubaus an der Ostseite abgerissen wurde. Unterhalb des Hauses zum Pfaueneck stand in der nordwestlichen Marktplatzecke, zur Sattelgasse hin, der Kornmarktbrunnen. Die Westseite des Platzes, auf Meyers Stich schattiert dargestellt, war begrenzt durch acht Liegenschaften mit drei- und viergeschossigen Vorderhäusern, in denen hauptsächlich Handwerker wohnten, die ihre Waren in den vorgebauten Läden verkauften. Die Südseite des Platzes ist bildlich erst im 19. Jahrhundert überliefert. Das 1848 entstandene Panorama von Emile Tissot zeigt an der Einmündung der Freien Strasse das etwas zurückversetzte Haus zum Roten Turm, daneben die Häuser zur Laute und zur Taube.

Wirtschaftliche Funktion

Seit dem 12. Jahrhundert ist für den heutigen Marktplatz der Name "Kormarkt" überliefert. Um Teuerungen in schlechten Erntejahren auffangen zu können, liess der Rat 1439 und 1469 zwei Kornhäuser erbauen, die der städtischen Kornverwaltung dienten. Der Detailverkauf blieb aber auf dem Marktplatz, der den Münsterplatz als wichtigsten Detailhandelsplatz Basels ablöste; neben Getreide wurden vor dem Rathaus auf dem täglichen Wochenmarkt Wein, Viktualien und Krämerwaren verkauft. Das Gedränge muss gross gewesen sein, denn 1420 versuchte der Rat eine Regelung durchzusetzen, nach der vormittags der Kornmarkt denjenigen Händlern vorbehalten sein sollte, die für Wein, Heu, Stroh, Holz und andere Waren mehr Raum benötigten.

Es ist bekannt, dass gewisse Waren an bestimmten Bereichen des Platzes angeboten wurden. In der Nähe des Kornmarktbrunnens hatten Besen- und Keramikhändler ihre Stände (daher auch der Geschirrladen an diesem Ort). Wein wurde am so genannten "Heissen Stein" (eine grosse, erhöhte Steinplatte, auf der nach der "Bösen Fasnacht 1376 dreizehn Aufrührer enthauptet worden seien; ausserdem wurden bis ins 18. Jahrhundert unliebsame Schriften darauf verbrannt) ausgeschenkt und gehandelt. Die Aufsicht über das Marktgeschehen teilten sich der Rat und einzelne Zünfte, wobei die Kontrolle der Nahrungsmittel von öffentlichem Interesse (Getreide, Brot, Fleisch, Wein und Heringe) dem Rat vorbehalten blieb. Eine besondere Einrichtung war die "Sinn", die Eichstätte für Fässer, für die das Wasser des Kornmarktbrunnens benutzt wurde.

Umgestaltung am Ende des 19. Jahrhunderts

Im 2. Drittel des 19. Jahrhunderts wurden mehrere Strassen in der Nähe des Marktplatzes verbreitert (Eisengasse 1838-41, untere Freie Strasse 1853-55). Die Bausubstanz am Marktplatz blieb dabei weitestgehend verschont. Erst 1888, beim Bau der Marktgasse, mussten der Kornmarktbrunnen sowie mehrere Häuser an der Einmündung der Sattelgasse abgebrochen werden, darunter das eingeschossige Haus der alten städtischen School, das von der Sattelgasse quer durch den Baublock zur Sporengasse reichte. Da nach der Inbetriebnahme des Schlachthauses in der Elsässerstrasse die School nur noch als Lagergebäude gebraucht wurde, bestand erst recht keine dringende Notwendigkeit für das alte Gebäude.

Das neue Fahrbahnniveau der Marktgasse war durch das unter ihr liegende Birsiggewölbe bedeutend höher als der Marktplatz, so dass mehrere Treppenstufen zu den bestehenden Häusern und Läden herunterführten (vgl. XYZ). Nach dem Abbruch der School stand der ganze Baublock zwischen der neuen Marktgasse und der Sporengasse zur Debatte.Die Bevölkerung entschied in einer Abstimmung im August 1889, dass das fragliche Gelände vollständig freigelegt werde. Im April 1890 waren sämtliche Gebäude abgebrochen. Das Baudepartement und die Regierung wünschten eine Neubebauung und schrieben eine schweizerische Architekturkonkurrenz für den Bau eines Verwaltungsgebäudes mit integrierten Marktständen aus.